Ergebnis dreijähriger Planung: „spontane Sachen“

■ Vier Wochen vor dem Klimagipfel steht der Senat vor einem Scherbenhaufen / Nach dem Zusammenbruch des Rahmenprogramms setzt Senat auf Improvisation

Vier Wochen vor Beginn des UNO-Klimagipfels droht der Hauptstadt die völlige Blamage. Wegen Geldmangels und Fehlorganisation sind die zentralen Veranstaltungen das Rahmenprogramms des Senats weggebrochen. So fällt die „Klima-Meile“ aus, die während des Gipfels 14 Tage lang der Zuschauermagnet im Lustgarten und auf dem Schloßplatz werden sollte. Unter anderem sollte ein Hochseilakt das labile Schicksal der Menschheit symbolisieren.

Ein großes Fest für die Bevölkerung hatte es nach dem Willen von Volker Hassemer (CDU), Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, werden sollen. Die bedrohliche Problematik sollte „sinnlich“ dargestellt werden. Diesen Wunsch habe Hassemer noch immer, versicherte gestern dessen Staatssekretär Wolfgang Branoner gegenüber der taz – nur bezahlen wird er ihn nicht: „Es wird eine Reihe von kulturellen und künstlerischen Veranstaltungen unter privater Regie geben.“ Der Senat werde zum seit drei Jahren geplanten Gipfel „eher spontan Sachen an einem Tag“ durchführen und „kurzfristig die entsprechenden Leute einladen“, leistete Branoner gestern einen Offenbarungseid.

Bereits seit einigen Tagen war klar, daß die geplante zwölf Meter hohe Eispyramide Senator Volker Hassemer zwischen den leeren Händen zerronnen ist. Sie hatte während der Vertragsstaatenkonferenz (VSK) symbolisch für die Polkappen dahinschmelzen sollen. Allerdings hatte Hassemer selbst zu bedenken gegeben, daß er „Bauchschmerzen“ wegen des hohen Energiebedarfs zur Erzeugung der Pyramide habe.

Die Umweltschutzinitiativen fürchten nun ebenfalls um die Chance, sich interessiertem Publikum an attraktiver Stelle zu präsentieren: „Das läuft alles sehr chaotisch“, kritisiert Wolfgang Winkler vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die mangelnde Senatsplanung: „Zunächst sollten wir auch an der Klimaschutz-Messe teilnehmen können“; Hassemer habe zugesagt, die Menschenrechts- und Umweltschutzgruppen wegen der hohen Standgebühren „sehr großzügig zu fördern“. Doch auch dafür sei plötzlich kein Geld mehr dagewesen.

An konkrete Erfolge der 1. Vertragsstaatenkonferenz zur Rahmenkonvention von Rio glaubt Carsten Körnig von Greenpeace nicht. Dennoch sei die Arbeit auf allen Ebenen unerläßlich, von der „meistens langsameren internationalen Zusammenarbeit“ bis zum lokalen Handeln. Doch genau daran hat Körnig aufgrund der jüngsten Pleiten erhebliche Zweifel. „Das ist so was von peinlich“, spottet Körnig, daß der Senat offensichtlich „nicht mal das Geld für die Schminke zu seiner Klima- Kosmetik zusammenbekommt.“ Christian Arns

Siehe auch Bericht Seite 22