ST DT DER FRAUEN

■ Fotos und Text: Cornelia Suhan

Marta bei ihrer Großmutter, die eine bekannte Heilerin des Ortes ist. Die Limosna soll einen von allen schlechten Einflüssen befreien und ist ein regelmäßig vorgenommenes Ritual.

Die Frau hat das Geld. Die Frau hat das Wort. Ihr gehört das Haus. Ihre Kinder haben unterschiedliche Väter. Die Frau bestimmt den Tanz. Sie sitzt in der ersten Reihe. Sie reißt Zoten und schlägt sich kreischend auf die Schenkel.

Wo gibt es das heute noch? Wo gab es das überhaupt?

In Juchitan, einer Kleinstadt im Süden Mexikos.

Der Ball findet auf der Straße statt: Man sieht nur Frauen. Sie tanzen miteinander, sie lachen, laut und viel, sie saufen Bier. Die Männer verschwinden in der hintersten Reihe. An die Hauswand gedrückt betrinken sie sich unaufhaltsam. Aus Langeweile, Neid und Verzweiflung, meinen männliche Besucher von auswärts.

Die Frauen sorgen dafür, daß das Haus gebaut wird. Sie verkaufen, was die Männer produzieren, die Feldfrüchte und den Fisch. Das Finanzielle regeln allein die Frauen.

Die Frauen von Juchitan sind alle Händlerinnen: Hausfrauen gibt es nicht. Die Frauen lernten daher eher Spanisch als ihre Männer, die als Bauern oder Fischer tätig sind. Aber für alle ist das Zapotekische die beherrschende Sprache geblieben.