Wie in alten Zeiten

■ Südafrikas Inkatha-Partei beschließt Parlamentsboykott / Regierungsaustritt?

Kapstadt (taz) – „Ich fühle mich überhaupt nicht wohl in der Regierung der Nationalen Einheit,“ erklärte Mangosuthu Buthelezi, Chef der Zulu-Partei Inkatha am Dienstagmittag in Kapstadt, „mir geht es wie bei der ersten Ehe: Man kennt sich nicht und muß sich erst aneinander gewöhnen.“ Zusammen mit den drei anderen Ministern seiner Partei bleibt er vorläufig trotzdem in der Regierung. Aber seine 45 Fraktionskollegen zogen wenige Stunden später aus dem Parlament aus und kündigten an, die Kammer bis zu einem Sonderkongreß seiner Partei Anfang März boykottieren zu wollen.

Bei dem Inkatha-Parteitag soll beraten werden, ob die vier Inkatha-Minister im Amt bleiben. Die Regierung, so die Beschuldigungen von Buthelezi, würde sich nicht an eine Vereinbarung von vor den Wahlen von April 1994 halten, wonach unter ausländischer Vermittlung eine größere Autonomie der Zuluprovinz Kwa Zulu/Natal angestrebt werden solle. Der Inkatha-Sonderparteitag wurde geschickterweise so gelegt, daß er 13 Tage nach Beginn des Boykotts stattfindet: Nach 16 Tagen Boykott, so sieht es die Übergangsverfassung vor, verlieren Parlamentarier ihr Mandat.

Schon vor den ersten demokratischen Wahlen Südafrikas hielt der Inkatha-Chef die Welt mit der gleichen Taktik in Atem. Im Oktober stehen in Südafrika Kommunalwahlen an. Als Innenminister ist Buthelezi für die Registrierung der Wähler verantwortlich. Und in der Provinz Kwa Zulu/Natal geht es wieder einmal um die Sicherung von Einfluß und Macht der traditionellen Führer. Inkathas Teilnahme an den Wahlen im April 1994 war unter anderem durch einen Geheim-Deal ermöglicht worden, in dem der damalige Präsident De Klerk mehrere hundertausend Hektar Land an König Zwelethini überschrieb. Traditionell kann der Zulu-Monarch diesen Boden seinen Amakhosi (Häuptlingen) zur Verfügung stellen. Die wiederum verteilen es an Anhänger und kontrollieren so politische Loyalität. Inzwischen hat sich der König mit Buthelezi zerstritten, und offenbar fürchtet der Inkatha-Chef, daß der Monarch nun den Amakhosi die Verfügungsrechte über den Boden entziehen könnte – sofern sie nicht mit Buthelezi brechen. Willi Germund