Streik im Freistaat

■ 88 Prozent der Metaller für Arbeitskampf

Nürnberg (taz/dpa) – Die Stimmung bei der Urabstimmung hat nicht getäuscht: Die bayerischen Metaller sind in bester Streiklaune. 88,36 Prozent der zur Urabstimmung aufgerufenen 166.000 IG-Metaller im Freistaat stimmten für einen Arbeitskampf. Der kann nun nach 41 Jahren Streik-Enthaltsamkeit mit der Frühschicht am Freitag beginnen. „Die KollegInnen in den Betrieben haben deutlich gemacht: Die Spielchen sind jetzt zu Ende“, betonte IG-Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer bei Bekanntgabe des Ergebnisses. Erster Streikschwerpunkt wird der Großraum Nürnberg sein.

„Das wird kein leichter Spaziergang, aber wir sind für diese Auseinandersetzung gut gerüstet“, betonte Neugebauer an die Adresse der Unternehmer der Metall- und Elektroindustrie. Die könnten sich nun „ihre Vorstellungen und Wünsche an den Hut stecken“, gab sich die IG Metall im Freistaat kämpferisch. Sie fordert sechs Prozent mehr Lohn. Die Unternehmerseite will bislang einer Lohnerhöhung nur dann zustimmen, wenn die vermögenswirksamen Leistungen wegfallen, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld dauerhaft eingefroren wird und eine untertarifliche Bezahlung in kleineren Betrieben und in Krisenregionen möglich wird. Für die IG Metall ein Schritt zurück „in die tarifliche und soziale Steinzeit“. Dem müsse eine deutliche Absage erteilt werden.

Der Verhandlungsführer der bayerischen Metallarbeitgeber, Rainer Hildmann, appellierte nach dem Urabstimmungsergebnis „sehr eindringlich“ an die Gewerkschaft, das Votum für einen Streik „nicht umzusetzen“. Angesichts der vollen Auftragsbücher halten insbesondere Großbetriebe einen Streik für kontraproduktiv. Noch seien nicht alle Verhandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, betonte Hildmann, eine weitere Eskalation des Tarifkonflikts müsse vermieden werden. Doch die Spitze der bayerischen IG Metall hält es für nahezu ausgeschlossen, daß es jetzt noch vor Streikbeginn zu Verhandlungen kommt. bs Seiten 4 und 10