■ Hurra, die neue Baywatch-Barbie ist da!
: Atombusen mit Schwimmflossen

New York (taz) – Sie hat in ihrem wilden Dollhaus-Leben schon so manche Mode mitgemacht: von der kugelgelenkigen Wespentaille der Fünfziger zum beweglichen Gummibein der Siebziger, von der platinblonden Betonfrisur zur schwarzen Löwenmähne, vom Pfennigabsatz über Plateausohlen bis zum geschnürten Combat-Stiefel, vom Petticoat zum Raumanzug hat sie alles durchprobiert. Doch Supermodel Barbie, die kleine Plastikschwester von Cindy, Linda oder Naomi, ist immer wieder für Überraschungen gut. Der neueste Coup von Mattels Material Girl, das auch schon als Indianer-Squaw (Naitive Barbie), als Massai-Frau (Kenia-Barbie) oder Astronautin (Astro-Barbie) zu haben ist: die Baywatch-Barbie.

„Plastik trifft plastische Chirurgie“, begrüßte das Wochenblatt Entertainment Weekly die jüngste Verstärkung der beliebten TV-Serie mit David Hasselhoff und Pamela Anderson. „Amerikas beliebtes überproportionierte Puppe schließt sich mit Amerikas beliebtesten überproportionierten Menschen zusammen.“ Eigentlich ist das Joint-venture zwischen Anziehpuppe und Fernsehbademeistern ja ganz naheliegend, geht es doch in „Baywatch“ hauptsächlich ums An- und Auskleiden am kalifornischen Strand, ums dekorative Sonnenbaden, hin und wieder auch ums Rettungsschwimmen, aber mehr noch ums Vorzeigen makelloser Körper in pinkfarbenen Bikinis oder azurblauen Surfer-Suits. Und dazu sind Barbie und ihr brüderlicher Plastikfreund Ken mindestens ebenso geeignet wie die braungebrannten TV- Stars.

Die Barbie-Baywatch, die laut Hersteller keine bewußte Ähnlichkeit mit den Serienhelden aufweist, kommt wahlweise mit knallroter oder blauer Stretchhose, bauchfreiem T-Shirt, Surfbrett, Sauerstoffgerät und Frisbee- Scheibe in die gute Puppenstube. Ken ist zudem noch mit Trillerpfeife, Fernglas, Wassermobil und Kofferradio ausgestattet. „Baywatch“-Producer und Ober- Strandwächter Hasselhoff ist überglücklich mit seinen Plastik-Doubles: „Das ist ein Schlag gegen all die Idioten, die sagen, ,Baywatch‘ sei eine frauenfeindliche Titten- und Arschshow“, sagte der Serienstar unlängst in einem Inverwiew. „Das [die Einführung der Baywatch- Barbie, Anm. d. Verf.] hebt uns in die vorderste Reihe der amerikanischen Kultur.“

Wovon Hasselhoff bisher nur träumen konnte, ist Barbie längst gelungen. In den letzten zwei Monaten sind in den USA zwei Biographien der Mattel-Puppen erschienen: „Forever Barbie“ von M.G. Lord und die „Dream Doll“ von der Barbie-Erfinderin Ruth Handler. Auch eine CD-ROM, „Barbie and her Magical House“ ist bereits auf dem Markt. Und im Frühjahr wird High-Tech Entertainment eine Serie mit Videospielen herausbringen, in denen Barbie-Fans die Allround-Puppe multimedial beim Shoppen oder Montainbiking begleiten können.

Nur auf eine richtige Filmrolle wartet die Bohnenstange mit dem Atombusen, die 1994 dem Spielzeugmulti Mattel 1,2 Milliarden Dollar einbrachte, noch immer vergebens. Was jedoch nicht heißen soll, daß es an Angeboten mangelt. Doch die Plastikdame ist wählerischer als Filmsternchen Julia Roberts. Im Laufe der Zeit haben schon mehrere Major-Studios beim Hersteller angeklopft. „Es gibt eine richtige Faszination für Barbie in der Filmindustrie“, sagt Mattel-Marketingchefin Jean McKenzie. „Beinahe jedes Jahr will jemand einen Film über sie machen, aber bisher gab es noch kein Skript, mit dem wir glücklich waren.“ Erst kürzlich fragte beispielsweise Demi Moores Produktionsfirma Moving Pictures an.

Zumindest die Besetzungsprobleme wären jetzt ja gelöst: „Baywatch“-Silikonwunder Pamela Anderson ist prima für die Titelrolle. Und Bademeister Hasselhoff ist die Rolle von Barbies Traummann Ken doch auch wie auf den nackten Leib geschneidert. Ute Thon