Nicht in den Bonner Busch

■ Entwicklungshilfe in Berlin oder Bonn? Diepgen denkt, DED applaudiert

Wie genial die Bonner Umzugsbeschlüsse sind, erschließt sich erst im Detail. So soll das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) am Rhein verbleiben. Entwicklungspolitische Organisationen, die seit Jahren in Berlin werkeln, sollen ebenfalls nach Bonn verpflanzt werden. Die Botschaften aber, in denen die Ansprechpartner des BMZ und der Organisationen sitzen, ziehen gen Berlin. Daß hier mindestens ein Humbügchen, wenn nicht sogar ausgemachter Unsinn beschlossen worden ist, dämmert anscheinend jetzt auch dem Regierenden Bürgermeister. Eberhard Diepgen macht sich nunmehr dafür stark, daß die „ministeriellen Zuständigkeiten“ für Entwicklungshilfe in Berlin liegen. Möglicher Hintergedanke: Damit könnten wenigstens die Entwicklungsorganisation in der Hauptstadt verbleiben.

Wenn zukünftig das Außenministerium in Berlin und das BMZ in Bonn sitze, könnte der Eindruck entstehen, daß reiche und arme Länder unterschiedlich behandelt würden, sinnierte der CDU-Politiker in einem Vortrag vor der Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik. Wohlwissend, daß auch er die Umzugsbeschlüsse der Föderalismuskommission nicht mehr umschmeißen und das Entwicklungshilfeministerium nicht als ganzes heim nach Berlin holen kann, blieb er weitere Konkretionen schuldig.

Dennoch: Seitdem herrscht verhaltene Freude bei den drei Organisationen, die in den Bonner Busch geschickt werden sollen. Als da wären: der Deutsche Entwicklungsdienst (DED), die Deutsche Stiftung für internationale Entwicklung (DSE) und das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE). DIE-Geschäftsführer Hans-Helmut Take kann sich vorstellen, daß sein Institut hierbleibt, auch wenn das BMZ weiter in Bonn verbleibt. „Eine Hauptstadt kann nicht ohne Institutionen sein, die sich der Nord-Süd-Problematik widmen“, glaubt er. Zumal sich zukünftig auch die Diplomaten und Journalisten hier tummeln werden. Ähnlich sieht es Heinz Bühler, Kurator beim DSE. Er findet es „begrüßenswert“, daß Diepgen die Bedeutung der Entwicklungspolitik erkenne, und würde „gerne in Berlin bleiben“, hält aber ein Herholen des BMZ für „nicht realistisch“. Auch die DED-Entwicklungshelfer möchten am liebsten im lauschigen Ortsteil Kladow bleiben. „Ist ja toll, daß sich die Schnapstüten im Senat für uns stark machen, bisher haben sie sich nie um uns gekümmert“, freut sich ein Mitarbeiter. DED-Sprecher Heinz Hohenwald glaubt dennoch nicht, daß sich das Möbelpacken noch abwenden ließe. Aber: „Wenn Diepgen hier gute Wege finden könnte, wären ihm hier viele dankbar.“ Ute Scheub