■ Vorlauf
: Tränen marsch! / "Herzblut: Sascha darf nicht sterben"

„Herzblut: Sascha darf nicht sterben“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF

Eine neue Reihe mit „emotional starken, bewegenden Fernsehfilmen“, die „ganz ungeniert ans Gemüt gehen“, droht die ZDF- Pressestelle an. Was, gelinde gesagt, schwer untertrieben ist. Denn unter dem Etikett „Herzblut“ werden heuer künftig am heiligen Samstagabend achtmal herbe Schicksalsschläge aufgefahren.

Gleich heute geht's mit „Sascha darf nicht sterben“ in die vollen. Der Kleine hat Leukämie. Doch als die Eltern sich wegen einer womöglich heilbringenden Knochenmarkspende untersuchen lassen, stellt sich heraus, daß der Filius gar nicht ihr Sohn ist, sondern offenbar nach der Geburt in der Klinik vertauscht wurde. Und schon beginnt die dramatische Suche nach den wahren Eltern. Aber die haben natürlich keine Lust, ,ihren‘ kerngesunden Filius gegen einen kranken einzutauschen. Aber dann doch wenigstens ein bißchen Mark für den armen Sascha spenden? Nö, wollen sie auch nicht. Oder am Ende doch? In den kommenden drei Ausgaben von „Herzblut“ hagelt's dann noch einen schweren Herzfehler, Hirntumor und einmal Aids. Alles übel und bekanntlich total lebensgefährlich. Auch wenn's schließlich hedwigmäßig ausgehen sollte.

Doch genug der Häme. Schließlich zeugt die Reihe weniger von dem Umstand, daß die Fernsehspielcrew auf dem Lerchenberg nun endgültig von allen guten Geistern verlassen wäre, als von dem Versuch, mit schlichten Mitteln der leidigen Samstagabend-Krise beizukommen. Da – von „Wetten, daß...?“ einmal abgesehen – die großen Shows nicht mehr gehen und die Lizenzen für Hollywood- Top-Filme kaum noch zu bezahlen sind, versucht man es halt mal mit Tränendrückern aus dem eigenen Haus, gibt dem Ganzen das Label „Herblut“ und hofft auf guten Absatz. Neu ist das alles nicht, schließlich flimmern unter dem Slogan „Schicksalhafte Begegnung“ bei RTL schon seit langem Filme höchst unterschiedlicher Qualität über den Schirm. Da hilft's auch wenig, wenn ZDF-Fernsehspiel- Chef Hans Janke beteuert, die Idee schon vor zwei Jahren gehabt zu haben. Dauert halt alles ein bißchen, oben auf'm Lerchenberg.Reinhard Lüke