„Arbeitskampf ist überflüssig wie ein Kropf“

■ Interview mit Peter Mank, dem tarifpolitischen Sprecher der dreihundert Mitglieder zählenden „Vereinigung mittelständischer Unternehmen“ mit Sitz in München

taz: Herr Mank, Sie haben den Arbeitskampf in der Metallindustrie als „so überflüssig wie einen Kropf“ bezeichnet. Wer hat versagt?

Peter Mank: In erster Linie der Arbeitgeberverband Gesamtmetall, der eine Tarifpolitik betreibt, die alles andere als produktiv ist. Gesamtmetall steht vor dem Scherbenhaufen seiner Tarifpolitik der letzten Jahre.

Gesamtmetall behauptet, gerade die Interessen des Mttelstands in dieser Tarifrunde zu vertreten.

Das ist eben ein vorgeschobenes Argument. Ich habe manchmal den Eindruck, daß die überhaupt nicht wissen, was Mittelstand ist. Mittelständische Unternehmen haben meistens unter 100 Mitarbeiter. Der Mittelstand hat ganz andere Interessen als die Herren von Gesamtmetall.

Welche?

Die Mittelständler haben ein persönliches Verhältnis zu ihren Mitarbeitern. Sie kennen natürlich deren Sorgen und Nöte ganz genau, aber das gilt umgekehrt genauso.

Sie glauben also, sie hätten mit der IG Metall eine schnelle Einigung erreichen können.

Wir kritisieren, daß Gesamtmetall und auch die IG Metall an diesen Flächentarifverträgen festhalten. Diese Flächentarifverträge haben einfach ausgedient. Das ist die Tarifpolitik von vorgestern. Es wird dabei mit der großen Gießkanne über ganz Deutschland gegangen. Wir wollen weg von der Gleichmacherei, hin zu Öffnungsklauseln und differenzierteren Abschlüssen. Wir wollen, daß auf der tariflichen Ebene nur noch ein Korridor vereinbart wird, zum Beispiel von eins bis fünf Prozent, und die Verhandlungen über konkrete Lohnprozente oder Sonderzahlungen auf die betriebliche Ebene verlagert werden. Wenn es dann Konflikte gibt, dann müssen die auch auf betrieblicher Ebene ausgetragen werden. Dann soll eben der einzelne Betrieb bestreikt werden.

Diese Forderungen werden sie mit der IG Metall erst recht nicht umsetzen können. Schon die im letzten Jahr vereinbarten Öffnungsklauseln schmecken der IG Metall nicht.

Das, was da im letzten Jahr als Öffnungsklauseln eingebaut wurde, verdient den Namen nicht. Sicher, die IG Metall wird mit unseren Forderungen Probleme haben, aber unsere Wirtschaftslandschaft ist nun mal etwas vielfältiger, als die Herren von Gesamtmetall und IG Metall glauben.

Die IG Metall fordert von Gesamtmetall ein konkretes Angebot. Ist das zuviel verlangt?

Ich halte es für legitim, zunächst einmal von den Arbeitgebern zu verlangen, daß die eine klare Position beziehen. Herr Gottschol drückt sich bisher darum, zu sagen, was überhaupt Sache ist.

Die Flächentarifverträge sichern den Arbeitgebern gleiche Wettbewerbsbedingungen von der Lohnseite her. Ist das aus Ihrer Sicht kein Vorteil?

Wissen Sie, diese gleichen Wettbewerbsbedingungen stehen doch nur auf dem Papier. Schauen Sie sich die Automobilindustrie an, die den Mittelstand auspreßt wie eine Zitrone. López und Konsorten drücken doch bei den Preisen bis aufs Blut. Da ist nicht von fairer Konkurrenz die Rede, sondern die Großunternehmen geben den Ton an. Genau das tun sie in der Tarifpolitik – und das muß sich ändern. Interview: Walter Jakobs