Nordkoreas greise Staatsführung stirbt aus

■ Nach Kim Il Sung starb O Jin U

Seoul (rtr) – Mit Verteidigungsminister O Jin U ist am Wochenende die Nummer zwei in der nordkoreanischen Staatshierarchie gestorben. O starb am Samstag im Alter von 78 Jahren an einem Krebsleiden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Er hatte sich schon Ende vergangenen Jahres in Paris einer Chemotherapie unterzogen. Nach Angaben des südkoreanischen Geheimdienstes war sein Lungenkrebs jedoch zu weit fortgeschritten, um erfolgreich behandelt werden zu können.

O war Marschall der Volksarmee und Präsidiumsmitglied im Politbüro der Kommunistischen Arbeiterpartei. Aus südkoreanischen Regierungskreisen verlautete, der offiziell noch nicht zum Staatschef erklärte Kim Jong Il werde nach Os Tod voraussichtlich eine freiere Hand bei der Umbesetzung der militärischen Führungsposten haben. Kim Jong Il ist jetzt auch alleiniges Präsidiumsmitglied der Partei. Seine Position sei durch den Tod Os in keiner Weise gefährdet, hieß es weiter aus südkoreanischen Regierungskreisen. Es sei aber mit einer umfangreichen Umbesetzung in der Führung der Streitkräfte und der Partei zu rechnen, sagte ein Vertreter des Vereinigungsministeriums. Südkorea werde die Entwicklungen im Nachbarland genau beobachten.

O war ein enger Vertrauter des verstorbenen Kim Il Sungs gewesen. Die beiden hatten zusammen als Partisanen gegen die japanischen Besatzer gekämpft. Er hatte Kim in den vergangene Jahren bei seinem Vorhaben, seinen Sohn als Nachfolger an der Spitze des Staates aufzubauen, unterstützt. Seit dem Tod des Vaters hat Kim Jong Il auch faktisch die Staatsgeschäfte übernommen, ist bisher jedoch nicht offiziell zum Staatschef ernannt worden.

Am ersten März soll ein Staatsbegräbnis zu Ehren O Jin Us stattfinden. Nach Berichten von Radio Pjöngjang hat Kim Jong Il den Vorsitz des 240köpfigen Beerdigungskomitees übernommen.