■ Israel will auf palästinensische Arbeitskraft verzichten
: Grenzenlos absurd

Als menschliche Ressource haben sie ausgedient, die Palästinenser, die über Jahrzehnte israelischer Besatzung der Westbank und des Gaza-Streifens im Kernland Israels meist unter Mindestlohn gearbeitet haben. 80.000 waren es bis zum zweiten Golfkrieg. Danach wurde mittels ständiger Abriegelungen der palästinensischen Gebiete und über das System von „Arbeitsgenehmigungen“ die Zahl rapide zusammengeschrumpft. Spätestens seit dem Teilautonomieabkommen zwischen Israel und der PLO heuert die Regierung in Jerusalem nun ausländische Arbeitskräfte an. Die neuen „Arbeitssklaven“ kommen von den Philippinen, aus Thailand und Rumänien, und ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen sehen nicht viel besser aus als die ihrer „Vorgänger“.

Die „Abkoppelung“ palästinensischer Arbeiter aber fügt sich nahtlos in das Projekt der „physischen Trennung“ der beiden Völker, das von der Rabin- Regierung seit den letzten Bombenattentaten forciert wird. Wie eine solche Trennung, die wie fast alle den Friedensprozeß blockierenden Maßnahmen Israels mit Sicherheitsgründen gerechtfertigt wird, auszusehen hat, soll sich in den kommenden Wochen klären. Einen Schritt in Richtung eines unabhängigen palästinensischen Staates bedeutet sie jedenfalls nicht.

Das Anwerben ausländischer Arbeitskräfte soll Israels Wirtschaft in die Lage versetzen, auf palästinensische Arbeiter verzichten zu können – und wird die ohnehin dramatische Wirtschaftssituation in den palästinensischen Gebieten weiter verschärfen. 65.000 Ausländer sind bereits in Israel beschäftigt, 20.000 bis 25.000 sollen in den kommenden vier Monaten dazukommen. Und nach dem Friedensschluß mit Jordanien werden nun bald zusätzliche Billigarbeiter aus Amman in Tel Aviv oder Haifa der Arbeit nachgehen. Im nunmehr autonomen Gaza-Streifen liegt die Arbeitslosenrate derweil bei mindestens 50 Prozent, und der Verlust des Arbeitsplatzes in Israel wird noch auf lange Sicht durch nichts aufzuwiegen sein.

Das Projekt einer „physischen Trennung“ wird aber vor allem den schwierigen Aufbau normaler Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern auf weitere Generationen verschieben. In einer Zeit ökonomischer Globalisierung wirkt das israelische Verdikt um so absurder. Und: Für einen wirklichen Frieden bedarf es des Kontaktes zwischen Menschen, die sich in einer freien und von gegenseitigem Respekt geprägten Atmosphäre begegnen können. Die Trennung, die Rabin jetzt vorschwebt, bedeutet hingegen nur eines: „Teile und herrsche weiter!“ Kirsten Maas