Traditionsbewußt

■ Dresden läßt seine restlichen sozialistischen Denkmäler stehen

Dresden (taz) – Schluß mit dem Bildersturm, beschloß der Stadtrat von Dresden. Ab sofort darf niemand mehr versuchen, zum Beispiel die Großplastik zur Erinnerung an den Vereinigungsparteitag von KPD und SPD, die den Ullersdorfer Platz vor dem Kurhaus Bühlau ziert, zu demontieren. Dem Ausverkauf von Monumenten soll ein Riegel vorgeschoben werden, die Kommune will ihre sowjetischen Parteidenkmäler behalten.

Auf Empfehlung einer städtischen Kommission, die sich einen sinnvollen Umgang mit den Zeitzeugen des SED-Regimes ausgebeten hat, werden nur noch fünf Erinnerungstafeln sowie das Denkmal zur Erinnerung an den Friedensappell 1955 an Interessenten verschenkt. Umsonst war auch noch vor Jahren der „Rote Bahnhofsvorsteher“ zu haben. Die Lenin- und Thälmann-Monumentalplastik, die einst am Dresdener Hauptbahnhof stand, ist eine der bekanntesten in der ehemaligen DDR gewesen. Die Heroen finden sich jetzt in der Fossiliensammlung eines bayerischen Sammlers.

Daraus hat man gelernt: 34 Plastiken werden weiterhin in der Stadt stehen, 18 Monumete verbleiben auf Dresdener Friedhöfen. Für 41 Denkmäler wird es keine Verwendung mehr geben können: Sie sind seit der Wiedervereinigung spurlos verschwunden.

Bei den Tafeln, die das Kulturdezernat kostenlos anbietet, handelt es sich um die Erinnerungstafel zur 11. KPD-Versammlung in Dresden, um ein Relief zum Wirken Dresdener Kommunisten und um eine Erinnerungsstätte im Stadion der deutsch-sowjetischen Freundschaft. Eine Gedenktafel für den ehemaligen sächsischen KPD-Vorsitzenden Otto Buchwitz steht gleichfalls im Angebot.

Finden sich nicht genügend Bewerber für die Erinnerungstafeln, werden sie zu Granit zermahlen oder eingeschmolzen. Die Gnadenfrist bis zur Entsorgung läuft am 7. April aus. sim