In den Hallen muß es rasseln

■ Berliner Großsporthallen, Olympia-Restposten, wachsen aus den Baugruben / Noch kein Betreiberkonzept gefunden

Die Tribünenstufen der zukünftigen Max-Schmeling-Halle im Jahn-Sport-Park ragen noch nackt in den Berliner Himmel. Doch die Umrisse der großen Kampfarena für Hand- und Volleyball sowie die Wände der angrenzenden Bezirkssporthallen sind schon im Rohbau zu erkennen. Beim zweiten Millionenprojekt unter den geplanten Berliner Großsporthallen, dem Velodrom an der Landsberger Allee für 10.000 Besucher, ist die Olympia Sportstätten Bau (OSB) noch nicht aus der riesigen runden Grube herausgekommen. Und der Bau des dritten Restpostens aus der gescheiterten Olympiabewerbung, die Schwimm- und Sprunghalle ebenfalls an der Landsberger Allee, hat noch nicht begonnen.

„Im Frühjahr soll mit den Erdarbeiten für die Schwimmarena begonnen werden“, unterstrich OSB-Geschäftsführer Klaus Streckebach gestern bei einem Baustellenrundgang mit Bausenator Wolfgang Nagel. Zwar hätte sich der Rohbau verzögert. Zweifel, daß der Fertigstellungstermin der 550 Millionen Mark teuren Sportkomplexe an der Landsberger Allee der 7. Februar 1997 ist – der Tag der Eröffnung des „Sechs- Tage-Radrennens“ –, wollte Streckebach nicht aufkommen lassen. Berlin könne es sich nicht leisten, die Buchungen für das Reitturnier 1997 platzen zu lassen. Die ursprünglich als Boxhalle vorgesehene Max-Schmeling-Halle, die nach dem Olympiaflop umkonzipiert werden mußte, soll 1996 fertig sein, so der OSB-Chef.

Weitaus problematischer als die Rohbauverzögerungen gestaltet sich das Marketing für die Sportstätten, für die erst drei Veranstaltungen festgeklopft werden konnten. Nach Ansicht von Bausenator Wolfgang Nagel komme es darauf an, für die Mehrzweckarenen schnellstens ein Betreiberkonzept zu entwickeln, das garantiere, „daß es in den Hallen rund um die Uhr rasselt“. Die Senatssportverwaltung müsse einen Betreiber suchen, der die Arenen wirtschaftlich rentabel leite.

Nagel ließ Zweifel anklingen, ob in Berlin überhaupt das Bewußtsein für die Möglichkeiten der Großhallen vorhanden sei. Der Veranstalter müsse ein privates Management-Unternehmen sein, vergleichbar dem, das die Stuttgarter Schleyer-Halle führe, sagte ein Sprecher der OSB.

Bei der Betreibersuche steckt die Sportverwaltung noch in den Kinderschuhen. Andreas Moegelin, Sprecher beim Sportsenator, bestätigte, daß die Verwaltung nach einer Ausschreibung Angebote dreier Interessenten (Symbios, Bossard, KPMG) für Betreibermodelle eingeholt habe. Diese würden nun geprüft. Noch in diesem Frühjahr wolle die Verwaltung eine Auswahl der Konzepte treffen. „Zum Jahresende“, hofft Moegelin, könnte eine Gesellschaft vielleicht benannt werden.

Keine Probleme gibt es bei der Vermietung der Bezirkshallen, sagten Jörg und Ann-Maud Joppien, Architekten der Schmeling- Halle. Die neun geplanten Sporthallen im Bauch der Großarena seien schon jetzt ausgebucht – ein Beweis dafür, daß es im Prenzlauer Berg an Sporthallen extrem mangele. Rolf Lautenschläger