Telekom gerät unter Druck der USA

■ Harte Verhandlungen mit der Sprint-Telefongesellschaft

Hannover (rtr) – Die Verhandlungen ziehen sich hin. Letztes Jahr hatte die Telekom einen Sprung über den Atlantik verkündet. Ob das damals geplante Joint- venture mit der Sprint Corp., der Nummer drei auf dem US-amerikanischen Telefonmarkt, zustande kommt, ist jedoch ungewiß. Telekom-Chef Willhelm Pällmann gab gestern vor der Eröffnung der Computermesse Cebit in Hannover zu, daß zur Zeit noch „sehr harte Verhandlungen“ geführt werden müßten. Es geht zunächst ums Geld. Die Deutschen wollen den ursprünglich vereinbarten Preis von 6,1 Milliarden Mark für die Übernahme ihres Sprint-Aktienpakets reduzieren. Über konkrete Summen gab Pällmann keine Auskunft.

Doch auch das gemeinsam mit den Amerikanern und der französischen Telekom-Schwester geplante Projekt „Phoenix“, das Datenleitungen über Glasfaser- und Satellitennetze vorsieht, hat noch einige Hürden zu nehmen. Zur Zeit seien „Prüfungen und Vorprüfungen“ im amerikanischen Justizministerium und der Regulierungsbehörde „Federal Communications Commission“ (FCC) im Gange. Die amerikanische Telekommunikationsbranche drängt ihrerseits auf freien Zugang zum europäischen Markt. Die Telekom möchte aber unbedingt solange am Netzmonopol für Telefongespräche festhalten, bis sie 1986 ihre Aktien an den Börsen plaziert hat. Die EU hat diese Frist sogar bis 1998 verlängert. Für den EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert ist deswegen schon das bescheidene deutsch-französische „Atlas“-Datenleitungsprojekt nicht hinnehmbar. „Phoenix“ würde die Vormacht der beiden Konzerne zementieren. Auch Pällmann hat ein „zeitkritisches Verhältnis“ von Privatisierung und Liberalisierung in Deutschland und Europa festgestellt. Er hofft, daß die beiden Projekte trotzdem genehmigt werden.