■ Die harte Mark und der weiche Lohnabschluß
: Nur kurz gelacht

Im Ausland hat man über den Metaller-Streik nur gegrinst, wenn er überhaupt wahrgenommen wurde. Zu Recht. Denn trotz des Lamentos der ArbeitgeberInnen war von Anfang an klar, daß die Verluste durch die Ausstände wirtschaftlich gesehen nur Peanuts sind. Und auch die Lohnerhöhungen sind fast nicht der Rede wert. Durchschnittlich 150 Mark mehr werden SchlosserInnen und GießerInnen monatlich auf ihrem Lohnkonto vorfinden. Das ist lächerlich wenig im Vergleich zu dem, was eine stahlharte Mark in diesem Jahr volkswirtschaftlich kosten wird.

Sollte der Höhenflug der deutschen Währung anhalten, wird das Wirtschaftswachstum hierzulande um etwa ein Prozent gebremst – denn deutsche Waren werden international so teuer und unattraktiv, daß Käufer lieber auf ein made in Germany verzichten. So jedenfalls haben es die westdeutschen Landesbanker prognostiziert. Behalten sie recht, würde die von allen so gehätschelte Mark fünfmal so teuer kommen wie der gesamte Tarifabschluß. Da soll keiner mehr von unbezahlbaren Löhnen sprechen.

Die Gewerkschaften aber feiern ihren Erfolg. Damit demonstrieren sie den SpekulantInnen und AnlegerInnen einmal mehr, warum es gut ist, Geld als Deutschmark zu parken. Denn außer der inflationsneurotischen Bundesbank gilt vor allem die Disziplin der Tarifpartner im Ausland als Garant dafür, daß das Geld hier sicher untergebracht ist.

Sollten die Gewerkschaften also ein bißchen mehr Chaos und Unberechenbarkeit zur Schau tragen, damit die Mark weich wird und der Export besser läuft? Ohne Zweifel wächst auf diese Weise auch die Inflationsgefahr, so daß die ArbeitnehmerInnen zwar vielleicht mehr Markstücke im Portemonnaie hätten, dafür aber nicht mehr Blumen, Brötchen und Bicycles als heute kaufen könnten. Es bleibt dabei: Die Lohnabhängigen sind die Ausgebeuteten. Dickes Geld verdienen andere, wenn es auch vielleicht nicht mehr ihre unmittelbaren ChefInnen sind.

So werden denn viele im Urlaub nach Italien oder Spanien reisen, um sich dort billig zu vergnügen. Bis zu einem Drittel können sie zur Zeit beim Einkauf sparen. Und sie werden sich freuen über die harte Mark, die zu Hause die ArbeitgeberInnen zu nichts anderem veranlaßt, als über zu hohe Löhne zu klagen. Annette Jensen