Schneiders Lustschloß unterm Hammer

■ Zwangsversteigerung der Luxusvilla des flüchtigen Baulöwen / Gebot genügte nicht

Königstein (taz) – „Klein Neuschwanstein“ nennen die Königsteiner die prächtige Villa mit eigenem Park (4.067 m2) und noch einem kleinen Park in der Nachbarschaft (69 m2) in ihrer Johann-Hinrich-Wiechern-Straße Nr. 4. Das Anwesen „gehört“ dem Konkursverwalter der zusammengebrochenen Schneider AG und der Schneider GbR – und gehörte dem flüchtigen Ehepaar Dr. Jürgen Schneider nebst Gemahlin.

Eigentlich gehört „the Mansion on the Hill“ auch der Rheinischen Hypobank und der Commerzbank, denn auf dem Anwesen von Schneider und Frau lasten Hypotheken und Grundschulden von mehreren Millionen Mark. Doch wo kein Schneider mehr ist, kann auch kein Geld geholt werden. Auf Antrag der Banken kam es deshalb gestern vor dem Amtsgericht in Königstein zur Zwangsversteigerung von Villa und Park plus Kleinpark. Auf einen Verkehrswert von rund 15 Millionen Mark war der Luxuskomplex auf dem Sonnenhügel geschätzt worden. Und rund 60 potentielle BieterInnen, die ihr Gebot „in bar“ auf den Tisch von Zwangsversteigerer Hasler hätten legen müssen, waren gekommen.

Eine Zwangsversteigerung sei eine der „langweiligsten Angelegenheiten der Welt“, hatte Hasler die gleichfalls rund 60 „LungerjournalistInnen“ vorab gewarnt. Und Hasler sollte recht behalten. In der gesetzlich vorgeschriebenen einen „Gebotsstunde“ kam gerade einmal ein Angebot: 9,5 Millionen Mark, von einem Dr. Horst K. von Ikarus-Reisen in Königstein. Der wollte offenbar aus der Villa eine Touristenattraktion machen – Motto: Sündhaft teure Nacht im Lustschloß des größten Baulöwen der Nachkriegsgeschichte? Doch aus den schönen Plänen von Dr. K. wurde nichts. Nach Ablauf der Gebotsstunde kam sein Gebot zwar unter den Hammer. Doch der Vertreter der größten Gläubigerbank legte sein Veto ein. Sieben Zehntel des Verkehrswertes (15 Millionen) hätte die Hütte schon bringen sollen. Das wären eine Million Mark mehr gewesen, als Dr. K. gerade dabei hatte. Klaus-Peter Klingelschmitt