Jede Dritte arbeitslos

■ Kreuzberger Frauenbeauftragte stellte Studie über Berufs- Perspektiven von deutschen und ausländischen Frauen vor

Je höher die Arbeitslosigkeit ist, desto mehr werden Frauen vom Arbeitsmarkt verdrängt. Im Verteilungskampf um die raren Jobs haben Immigrantinnen die denkbar schlechtesten Chancen, einen zu bekommen. Eine von der Kreuzberger Frauenbeauftragten Petra Koch-Knöbel erarbeitete Dokumentation „Berufliche Perspektiven für deutsche und ausländische Mädchen und Frauen in Kreuzberg“ bestätigt diesen Trend. Die gestern vorgestellte Studie dokumentiert aber auch, wie wirkungsvoll eine Zusammenarbeit und Vernetzung von Frauenprojekten und offizieller Politik in dieser Frage sein kann.

Zusammen mit zahlreichen Kreuzberger Frauenqualifizierungsprojekten hatte die Frauenbeauftragte des Bezirks im vergangenen Jahr eine kleine arbeitsmarktpolitische Offensive gestartet. Die Aktionswochen „Berufliche Perspektiven für Mädchen und Frauen deutscher und nicht deutscher Herkunft“ bewertete die Frauenbeauftragte als Erfolg. Die Palette der Seminare und Informationsveranstaltungen reichte von Existenzgründungsseminaren und Bewerbungstraining bis hin zu Computer- und Rhetorikkursen. Der Andrang war überwältigend und die Angebote meist vollkommen ausgebucht. Eines habe die Veranstalungsreihe jedoch gezeigt, und dies sei auch der Grund für diese Dokumentation: Die Frauen hätten in punkto Aus-, Fortbildung und Qualifikation ein enormes Informationsbedürfnis. In der vorliegenden Studie werden nun nicht nur Fragen nach Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld beantwortet, sondern es werden hier auch sämtliche bezirklichen Frauenqualifizierungsprojekte vorgestellt sowie die berufliche Situation von deutschen und ausländischen Mädchen und Frauen im Bezirk dokumentiert.

Kreuzberg ist mit 17.438 arbeitslosen Männern und Frauen nach Neukölln einer der Berliner Bezirke mit der höchsten Arbeitslosigkeit. Sie liegt bei rund 20 Prozent. Der Anteil der arbeitslos gemeldeten Frauen beträgt hier 37,5 Prozent. Damit sind Frauen überdurchschnittlich betroffen. Zahlreiche Kreuzberger Betriebe seien nach dem Wegfall der Berlinförderung ins Umland abgewandert, resümierte Bezirksbürgermeister Peter Strieder (SPD). Die Folge: Jetzt sind vor allem zwei große Berufsgruppen – Reinigungskräfte und Verwaltungsangestellte – von Arbeitslosigkeit betroffen. Ein Schwerpunkt der bezirklichen Wirtschaftspolitik müsse nun sein, Kreuzberg als Dienstleistungsstandort auszubauen, um neue Arbeitsplätze gerade für diese Berufsgruppen zu schaffen, sagte Bezirksbürgermeister Strieder und dachte wohl schon an die Wahlen im Herbst. Michaela Eck