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: Elende Energiesparlampen

„Tut uns leid, Mr. Edison“ und „Glühbirnen sind out“ – so warb Osram für Energiesparlampen. Prompt vermeldete der Spiegel, in Schleswig-Holstein habe sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich für die Verbreitung dieser Lampen einsetze. Auch die taz berichtete 1994 mehrmals über diese engagierten Öko-Lampen- Initiativen, die nichts weiter sind als ein dreister Öko-Schwindel.

Erstens verbraucht man in den privaten Haushalten der BRD nur noch sechs bis acht Prozent der Gesamtenergie für Licht, was will man da noch sparen? „Wir haben uns da ein bißchen von den Herstellern irreführen lassen“, gestand dann auch unlängst der zuständige Referent der Stiftung Warentest.

Zweitens sind die hochgiftigen, weil quecksilberhaltigen Gas- Röhren einst ebenfalls von Edison erfunden worden, sie werden heute nur umgebogen angeboten, und das zehnmal so teuer, wie eine Neonröhre in derselben Länge – jedoch gerade – kosten würde.

Drittens werden sie schon lange von den Rotchinesen für ein paar Mark angeboten, weswegen die Energiesparlampen- „Hersteller“ zunehmend dort produzieren lassen. Angeblich sollen in einigen Energiesparlampen-Fabriken wegen der steigenden Nachfrage schon Gefangene zur Zwangsarbeit eingesetzt worden sein. Unlängst verkaufte eine Narva-Ausgründung, Prolux GmbH, eine von ihnen gebaute Produktionsanlage für Energiesparlampen nach China. Auch schweizerische und japanische Anlagenbauer drängen auf den chinesischen Markt.

Viertens funktionieren diese Lampen nur bei einer bestimmten Raumtemperatur richtig, bei Kälte, also außen oder in Garagen, taugen sie nichts.

Fünftens halten der Elektronik-Sockel und der Glaskörper unterschiedlich lange, das Ganze wird aber dann meist zusammen weggeschmissen, wobei die Entsorgung überhaupt nicht gelöst ist. Bei vielem An- und Ausknipsen erreicht die Lampe die angegebene „Lebensdauer“ nicht.

Sechstens ist ihr Licht selbst bei optimaler Temperatur absolut Scheiße, und genauso häßlich wie die Form der Lampe.

Siebentens: Wen das alles nicht überzeugt, für den sei abschließend aus der Kultur-Spalte der Berliner Zeitung namens „Stadtgeflüster“ zitiert: „Gestern stand er noch in Berlin auf der Bühne, heute – so hofft Udo Jürgens – laufen die Berliner los und kaufen sich Energiesparlampen. Kein neuer Werbevertrag, sondern die reine Vernunft hat diese Hoffnung bei ihm ausgelöst. Udo Jürgens engagiert sich mit anderen Prominenten für die Umwelt- Rettungsaktion ,Ökologischer Marshallplan‘. Das mit der Energiesparlampe meint der Sänger ernst, denn die ,steht für die vielen Möglichkeiten, schon heute durch die Anschaffung energiesparender Geräte für ein gutes Klima zu sorgen und dabei langfristig auch Geld zu sparen‘.“ – Ein gutes Klima schaffen und dabei noch sparen! Das wünschen diese Schwachköpfe sich so! Aber nicht mit Energiesparlampen und nicht mit mir!

Eine schöne Überraschung bot dagegen die ansonsten nicht weniger tuntige TV-Sendung „Ticket“ auf B 1, die der Moderator neulich mit Narva-Langlebensdauerglühlampen-Werbung bestritt, wobei er insbesondere eine nahezu unsterbliche Glühbirne („die hält 42 Jahre“) anpries. Da war ich baff, ebenso die Narva-Leute, die nämlich diese Birnen gar nicht mehr herstellen. Eine merkwürdige Geschichte! Der zuständige Redakteur wiegelte jedoch schnell ab: „Das war doch nur ein kleiner Scherz unseres Moderators.“ Helmut Höge