Ergebnis des Gipfels hängt nicht von Berlin ab

■ Umweltstaatssekretär Wicke bestreitet Versäumnisse im Vorfeld der Klimakonferenz

In drei Wochen wird im Congress-Centrum der UNO-Klimagipfel eröffnet. Der Großteil der Berliner Bevölkerung wird davon nichts mitbekommen, denn das Rahmenprogramm besteht vor allem aus Vorträgen und Tagungen für ein ohnehin interessiertes Publikum. Das einst geplante Volksfest für eine halbe Million Besucher, bei dem für den Klimaschutz geworben werden sollte, fällt wie andere wichtige Programmpunkte aus. Ein Interview mit Umweltstaatssekretär Professor Dr. Lutz Wicke (CDU).

taz: Hat die Landesregierung kein Interesse am Klimaschutz oder schlampt Senator Hassemer?

Wicke: Dieses Märchen muß endlich vom Tisch. Senator Hassemer engagiert sich sehr für den Klimaschutz. Von Desinteresse kann überhaupt keine Rede sein. Natürlich waren die Planung der Hauptstadt und der Flächennutzungsplan einige Zeit seine Schwerpunkte, doch jetzt hängt er sich wieder voll in den Umweltschutz.

Ist es jetzt nicht zu spät? Es gab drei Jahre Vorbereitungszeit, und nun müssen alle auf das Programm der Nichtregierungs-Organisationen hoffen.

Diese Darstellung ist unfair. Allein das Büro dieser Organisationen in der Behrenstraße unterstützen wir mit 300.000 Mark, es konnte nur dadurch angemietet werden. Weitere 300.000 Mark zahlt allein die Umweltverwaltung für den Kinder- und Jugend-Gipfel, 200.000 Mark für die Ausstellung „Solares Bauen“. Insgesamt unterstützen wir die Organisationen mit 1,25 Millionen Mark, und das bei der wirklich engen Berliner Finanzsituation. Hinzu kommen die vielen Gespräche mit anderen Verwaltungen, Gruppen und Ämtern, um zum Beispiel bei der Vermittlung von Räumen zu helfen.

Wieso werfen Ihnen dann selbst Mitarbeiter der Verwaltung Chaos bei der Organisation vor?

Daß sich zusätzliche Arbeit häuft, wenn der Termin näherrückt, ist völlig normal. Und manchem stößt sicher auf, daß wir unsere Kritiker finanzieren, aber Senator Hassemer und ich empfinden die Umweltschutzgruppen eben als unsere Verbündeten. Ich weiß, daß viele von denen das nicht so sehen, da ihnen unsere Erfolge nicht weit genug gehen.

Erfolge? Vom offiziellen Programm ist kaum noch etwas übrig.

Zunächst: Wir haben nach wie vor ein Programm mit rund 150 Veranstaltungen. Was in der Tat nicht so klappt, sind die spektakulären Dinge, die einem das Thema plastisch vor Augen führen. Dazu hatten wir drei potentielle Veranstalter aufgefordert, uns Pläne und Finanzierungswege vorzuschlagen. Die Ideen von Wachs-Communication waren am interessantesten, also die bekannten Klimazeichen wie der Drahtseilakt. Der Plan, private Finanziers für diese Aktionen zu finden, war gut, denn Steuergelder sollten dafür nicht ausgegeben werden. Die wollten wir für inhaltliche Arbeit haben.

Hat sich der Senat nicht viel zu wenig darum bemüht?

Senator Hassemer und ich haben immer wieder gesagt, daß wir zur Verfügung stehen. Bei der Lottogesellschaft hat sich mein Senator zum Beispiel sehr erfolgreich eingesetzt: Die finanziert den Drahtseilakt am Alexanderplatz mit 2,7 Millionen Mark. Zudem bestand Anfang Februar noch die Hoffnung auf einen Groß-Sponsor, der praktisch die komplette Finanzierung übernehmen wollte.

Wieso haben Sie sich acht Wochen vor dem Gipfel mit so einer vagen Hoffnung abspeisen lassen?

Wir sind nicht abgespeist worden. Wir waren von der Möglichkeit überzeugt, daß ein Unternehmen das Rahmenprogramm zum UNO-Gipfel unterstützt und dabei für sich selbst wirbt. Zudem gab es natürlich auch schon vorher laufende Gespräche mit der Agentur. Sie hat eng mit unserer Energieleitstelle zusammengearbeitet ...

... aber dann hätte doch jemand merken müssen, daß es Wachs nicht bringt, daß sich Berlin einen anderen Partner suchen muß.

Es ist urheberrechtlich gar nicht so einfach, jemandem die Verwirklichung einer Idee wegzunehmen, die er entwickelt hat. Und daß die Klimazeichen außer dem Drahtseilakt und der Veranstaltung „Global Change“ nichts werden, das haben wir ja auch erst in den letzten Wochen erfahren. Vor allem haben wir uns nicht ständig um diese Show-Dinge gekümmert, die sich zwar schön darstellen lassen, aber letztlich nicht so wichtig sind. Wichtiger ist, daß die Diskussion über den Klimaschutz angeregt wird, und das erreichen wir mit unserem vielfältigen Programm ganz sicher. Ohnehin wird der Erfolg des Klimagipfels nicht vom Berliner Rahmenprogramm abhängen. Interview: Christian Arns