Die Kreativität im Menschen wecken

■ Maltherapie will Krankheiten bewältigen helfen

„Der Mensch verliert im Lauf seines Lebens seine schöpferischen Fähigkeiten und damit einen Teil seiner Gesundheit“, weiß Katharina Gutknecht aus ihrer Erfahrung als Maltherapeutin des Gemeinschaftskrankenhauses Havelhöhe. Ziel der von ihr angewandten anthroposophischen Maltherapie ist es, die Kreativität im Menschen zu wecken, damit er seine Krankheit besser bewältigt. Dafür gibt es drei Techniken: Zeichnen, Plastizieren oder Malen. Die Therapie kann in der Heilpädagogik, der Altenpflege oder auch im Strafvollzug angewandt werden. Im klinischen Bereich läuft sie begleitend zur medikamentösen Behandlung. „Besonders bei chronischen Krankheiten wie Asthma oder Diabetes, aber auch bei Depressionen stimuliert die künstlerische Therapie neue Kräfte, um mit seiner Krankheit umzugehen“, davon ist Anästhesist Christof Müller-Busch überzeugt.

Zu Beginn einer Maltherapie malt der Patient ein Diagnosebild. Dabei kann er mit verschiedenen Farben oder Materialien experimentieren. „Oft dominiert eine Farbe in der Gestaltung“, erklärt Katharina Gutknecht, „Blau symbolisiert eine Tendenz zur Ruhe, die im Extremfall eine Verhärtung anzeigt, während Rot eher belebend wirkt, aber auch Signal für eine Entzündung sein kann.“ Wichtig sei die richtige Technik, abgestimmt auf die Diagnose des Arztes. Nach der Behandlung soll der Patient alle Farben gleichgewichtig verwenden und dadurch mit sich besser im Einklang leben.

„Ohne den Heilwillen des Einzelnen ist eine Therapie nicht möglich“, sagt Katharina Gutknecht. Aber gerade während einer Krankheit sei der Mensch sehr aufnahmebereit für Neues. Noch wird die Maltherapie bei nichtpsychatrischen Erkrankungen von den Kassen nicht anerkannt. „Es sieht jedoch so aus“, meint Christof Müller-Busch, „als würden künstlerische Therapien allmählich ihren festen Stellenwert in der Behandlung erhalten und von den Kassen finanziert werden.“ Hella Kloss