Einmischung gefordert

■ Algerischer Politiker appelliert an EU / Autobombe in Algier explodiert

Bonn/Tunis (taz/rtr) – Die Europäische Union soll Algerien nur dann Wirtschaftshilfe leisten, wenn die Regierung in Algier bereit ist, den Dialog mit den Oppositionsparteien wiederaufzunehmen. Die forderte der algerische Oppositionspolitiker Hocine Ait- Ahmed gestern in Bonn. Ait-Ahmed ist Generalsekretär der drittstärksten politischen Kraft in Algerien, der Partei der Sozialistischen Kräfte (FFS). Durch die blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Regierungspartei Nationale Befreiungsfront FNL und der Islamischen Heilsfront FIS sind seinen Angaben zufolge seit 1992 über 40.000 Menschen gestorben.

Angesichts dieser erschreckenden Bilanz plädierte Hocine Ait- Ahmed für einen Dialog aller Konfliktparteien. Seine FFS lehne sowohl die Terroranschläge der islamistischen FIS als auch die Gegengewalt der Regierung ab und sei für ein Mehrparteiensystem in Algerien, sagte er.

Mitte Januar hatte Hocine Ait- Ahmed gemeinsam mit Vertretern der FIS und anderer Oppositionsparteien die Deklaration der „Plattform von Rom“ unterzeichnet. Darin einigte sich die Opposition auf einen Gewaltverzicht. Hocine Ait-Ahmed erklärte, er strebe keine „Front gegen die Regierungspartei“, sondern die Einbeziehung der FLN an. Um die Regierungspartei mit an den Verhandlungstisch zu holen, appellierte er an die europäische Staatengemeinschaft. Deren Druck auf die algerische Regierung könnte die Tür zum Frieden öffnen, hofft Hocine Ait-Ahmed.

Die Dringlichkeit seines Appells wurde gestern durch einen neuen Anschlag in Algierien grausam unterstrichen: In einem Vorort von Algier wurden durch die Explosion einer Autobombe mindestens 33 Menschen verletzt, darunter acht Kinder. Über die Täter war zunächst nichts bekannt. Die Zeitung El Hajat veröffentlichte eine neue Terrordrohung der algerischen Islamistenorganisation GIA speziell gegen die Frauen von Soldaten und Polizisten. Kih