Weniger Blauhelme für Kroatien

■ Regierung in Zagreb stimmt Verbleib von 5.000 UN-Soldaten zu / Gespräche über Mandat

Kopenhagen/Berlin (AFP/AP/taz) – Kroatien hat dem Verbleib eines verringerten Kontingents der UN-Schutztruppe (Unprofor) auf seinem Staatsgebiet zugestimmt. Darauf einigten sich UN-Generalsekretär Butros Ghali und der kroatische Präsident Franjo Tudjman gestern am Rande des UN-Sozialgipfels in Kopenhagen. Kroatien hatte ursprünglich eine Verlängerung des Ende März auslaufenden UN-Mandats abgelehnt.

Das Blauhelm-Kontingent werde von derzeit 12.000 auf 5.000 Soldaten reduziert, sagte Tudjman vor Journalisten in Kopenhagen. Er habe sich mit dem UN- Generalsekretär auf eine Neubestimmung des UN-Mandats in Kroatien verständigt. Die Blauhelmsoldaten sollten künftig die Grenzen Kroatiens zu dem aus Serbien und Montenegro bestehenden Rest-Jugoslawien und zu Bosnien-Herzegowina überwachen.

Dies hatten Mitglieder der kroatischen Regierung in letzter Zeit wiederholt gefordert. Ob die Blauhelme allerdings wirklich an den Grenzen Kroatiens stationiert werden, scheint noch nicht sicher zu sein. Der US-amerikanische Vizepräsident Al Gore sagte in der dänischen Hauptstadt, in New York werde derzeit über das Mandat der Blauhelme verhandelt. Aus Kreisen der UNO hieß es im Gegensatz zu den Äußerungen Tudjmans, die Soldaten sollten einen Puffer zwischen der kroatischen Armee und den Truppen der Krajina-Serben bilden.

Tudjman warf den UN-Truppen erneut vor, sie seien mit ihrer Mission gescheitert, die von Serben aus der Krajina-Region vertriebenen Kroaten in ihre Heimat zurückzuführen. Die Entscheidung der kroatischen Regierung zum Abzug der Unprofor-Soldaten hatte Befürchtungen über einen neuen Krieg zwischen der kroatischen Armee und den Krajina-Serben ausgelöst.

In Sarajevo wurde gestern das Flugzeug des UN-Sondergesandten Yasushi Akashi bei der Landung beschossen. Bei dem Angriff wurde niemand verletzt. Ein UN- Sprecher sagte, auch Unprofor-Kommandeur Bernard Janvier habe sich an Bord der Maschine befunden. Die Schüsse auf das Flugzeug seien vermutlich von bosnischen Serben abgegeben worden. Zuvor hatte der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić aus Protest gegen die Erschießung zweier serbischer Mädchen durch Heckenschützen die einzige Straßenverbindung in die bosnische Hauptstadt sperren lassen.