Erneute Anschlagserie

■ Türkisches Reisebüro ausgebrannt / Türkische Büros bangen um Existenz / Buchungen in die Türkei wenig berührt

In der Nazarethkirchstraße im Wedding brannte in der Nacht zum Dienstag ein türkisches Reisebüro vollständig aus. Wenige Minuten zuvor wurden auch Brandflaschen gegen die Fenster eines türkischen Reiseunternehmens in Kreuzberg und einen Kinderladen des Roten Kreuzes in Wedding geschleudert, die sich jedoch nicht entzündeten. Weitere Brandsätze fanden sich vor einem türkischen Gemüseladen in Tiergarten. Bisher hat sich noch niemand zu den Anschlägen bekannt.

Wie schon vor zwei Wochen und zum Ende letzten Jahres wurden auf zwei Berliner Reisebüros und die staatliche Fluggesellschaft „Turkish Airlines“ Brandanschläge verübt. „Wir haben bisher Glück gehabt“, sagt die Geschäftsführerin von Gökmen-Reisen, Ülker Radziwill, die für die Anschläge die kurdische PKK verantwortlich macht. Aufgrund der Anschlagserie hätten bereits einige der rund einhundert türkischen Reisebüros aufgeben müssen, bestätigt Radziwill, die auch Vorstandsmitglied des Dachverbandes türkischer Reisebüros ist: „Wir fühlen uns in unserer Existenz bedroht“.

Das Ziel der PKK, den türkischen Tourismus zu schwächen, wird nach Radziwills Auffassung durch Anschläge auf türkische Reisebüros in Deutschland verfehlt: „Die Buchungszahlen gehen zwar zurück und Geschäfte müssen schließen. Aber den Tourismus in der Türkei stört das nicht“.

Die Veranstalter und Hoteliers in der Türkei, die früher auf deutsche Touristen spezialisiert waren, würden sich jetzt neue Märkte suchen. Reisende aus England, Israel und Rußland hätten nach ihrer Erfahrung im Gegensatz zu deutschen Touristen ein weniger großes Bedürfnis nach absoluter Sicherheit.

„Die Türkei ist für uns kein Krisengebiet, und die Reservierungen für diesen Sommer sind glänzend“, meint dagegen Michael Friedrichs, Pressesprecher des deutschen Reiseveranstalters TUI. Es bleibe abzuwarten, ob im Falle einer neuen Anschlagserie im Land selbst wieder eine Stornierungswelle anstünde. „Die Vorfälle in Deutschland werden von unseren Kunden eher verdrängt oder ignoriert“, sagt Friedrichs. Die Brandanschläge der letzten Wochen hätten jedenfalls zu keiner einzigen Stornierung geführt. Simone Miller