Alles nur ein sprachliches Mißverständnis

■ Junge Union: Außerordentliche Landesdelegiertenversammlung stellt sich hinter den Landesgeschäftsführer Dorn / Er sei ein Opfer des „linken Medienkartells“

„Die Junge Union Berlins ist ein Opfer des linken Medienkartells“, polterte Mario Czaja, Kreisvorsitzender der JU Hellersdorf unter großem Beifall auf der außerordentlichen Landesausschußsitzung am Montag abend im Rathaus Schöneberg. Die Öffentlichkeit hatte erst nach einer Debatte Zugang, denn Vertreter der Medien wollten einige der Delegierten am liebsten fernhalten.

Der Landesvorstand hatte Mitte Februar mit einer Presseerklärung zum geplanten Holocaust- Denkmal am Potsdamer Platz für bundesweite Empörung gesorgt. Auch der Bundesvorstand der Jungen Union in Bonn hatte Sorgen über eine Rechtsentwicklung geäußert. Landesgeschäftsführer Thorsten Dorn hatte einen ablehnenden Beschluß des Landesausschusses als Presseerklärung unter der Überschrift „Kein Judendenkmal am Potsdamer Platz“ verbreitet. Dorn rechtfertigte sich für seine umstrittene Presseerklärung. „Ich bin mit Sicherheit nicht rechtsradikal“, beteuerte er kleinlaut. Erst nachträglich sei ihm bewußt geworden, daß seine Formulierung „vielleicht etwas mißverständlich“ gewesen sei.

Zu einer inhaltlichen Auseinandersetzung über rechte Positionen innerhalb der Berliner JU kam es nicht. Statt dessen appellierte der Landesvorsitzende Heiner Kausch an die „sprachliche Sensibilität“ der JUler.

Den Vorwurf, es gebe rechtsradikale Tendenzen in seinem Landesverband, wies er zurück. „Ich kann in unseren Reihen niemanden mit einer solchen Gesinnung entdecken“, sagte er. Der anwesende CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky tröstete die Delegierten ob der massiven Medienschelte der letzten Wochen. Es sei „normal“, daß Vertreter einer konservativen Politik sich mit Problemen der Abgrenzung zum rechten Rand konfrontiert sähen, sagte er. Den Fehltritt Dorns tat er als eine „Torheit“ ab.

Die meisten Delegierten stellten sich hinter Dorn. Ein Antrag des Zehlendorfer Kreisverbandes auf Amtsenthebung des Landesgeschäftsführers wurde mit großer Mehrheit abgelehnt. Der Zehlendorfer JU-Vorsitzende Marcus Müller zeigte sich enttäuscht, daß aus dem Vorfall keine personellen Konsequenzen gezogen wurden. Die „indiskutable Formulierung“ Dorns habe der Jungen Union großen Schaden zugefügt, dessen „Beseitigung eine jahrelange Arbeit aller“ nach sich ziehen werde.

Eine rechte Gesinnung wollten allerdings auch die Zehlendorfer Landesgeschäftsführer Dorn nicht unterstellen. Ihre Antragsbegründung basierte hauptsächlich auf der Kompetenzüberschreitung Dorns. Als Landesgeschäftsführer sei er nicht befugt gewesen, eine Presseerklärung ohne Rücksprache mit dem Landesvorstand herauszugeben, hieß es. Tanja Hamilton