Kommentar
: Ekelhaft

■ Wenn Diktatorens zum Kaffee kommen

Da kommt einer der schlimmsten Dikatatoren dieser Erde zu Besuch in unsere kleine Stadt – und keiner muckt auf. Da meldet sich einer, für den Menschenrechte und Demokratie Fremdworte sind, ein Schlächter, ein Massenmörder zum Kaffee an – und das Auswärtige Amt zuckt mit den Schultern. Und das Bremer Rathaus schreit nicht Zeter und Mordio. Es schweigt fein still. Wenn der Bremer Helfershelfer des Diktators nicht gar so pressegeil wäre, niemand hätte je mitgekriegt, wer da am Sonntag zur Stippvisite eingeschwebt ist. Das Rathaus hat es nicht für nötig gehalten, die BremerInnen zu informieren. Motto: Vielleicht merkt's ja keiner.

Und es kam alles noch viel schlimmer. Die Bremer Verantwortlichen haben nicht nur peinlichst vertuscht, nein, sie haben dem Herrn aus Zaire auch noch die Ehre einer Polizeieskorte erwiesen. Bremer Polizisten als Leibgarde, als wäre der gewählte Präsident eines demokratischen Landes auf Urlaub gekommen und nicht ein Despot.

Das ist ein Vorgang, für den die Verantwortlichen von der Bremer Öffentlichkeit politisch eins aufs Haupt kriegen müssen. Daß sie mal für einen Moment nachdenken, ob sich sowas gehört. Daß sie mal für einen Moment nachdenken, wie das zu den Veranstaltungen paßt, die allüberall in diesem Jahr begangen werden. Sonntags mit Tränen in den Augen an das Kriegsende und die Opfer denken, Montags dem Killer Polizeischutz geben. Ekelhaft. Jochen Grabler