Eiszeit zwischen Kanada und der EU

■ Spanische Fischereiflotte wieder im Einsatz vor Kanada

Madrid/Ottawa (dpa/AP) – Der von einem kanadischen Kriegsschiff in internationalen Gewässern aufgebrachte spanische Fischtrawler „Estai“ kann nach Angaben des kanadischen Botschafters in Bonn, Paul Heinbecker, in Kürze freigegeben werden. Zuvor hatte die EU-Kommission mit weiteren Sanktionen gedroht. Alle offiziellen Kontakte mit der kanadischen Seite sollen eingefroren bleiben, solange das spanische Schiff festgehalten würde. Kapitän Enrique Davila Gonzalez erhielt unterdessen von einem kanadischen Gericht die Erlaubnis, gegen eine Kaution von 8.000 Dollar in seine Heimat zurückzukehren. Er soll am 20. April zu einer Verhandlung wieder vor Gericht erscheinen. Die kanadischen Behörden warfen Davila vor, zwei Logbücher geführt zu haben: Eines zur offiziellen Vorlage, in dem penibel die vorgeschriebenen Fangmengen eingehalten wurden, und eines über die tatsächlichen Fänge mit weit höheren Mengen als erlaubt.

Auf einer Pressekonferenz in Bonn wiederholte Kanada seinen Vorwurf, die „Estai“ habe mit verbotenen Maschenweiten Jungfische gefangen, die noch nicht fortpflanzungsfähig gewesen seien. Damit sei der Bestand an Schwarzem Heilbutt akut von der Ausrottung bedroht. An Bord der „Estai“ sei kein einziger ausgewachsener Fisch gefunden worden. Die Jungfische seien nur mit einem engmaschigen Futter im eigentlichen Netz zu fangen, sagte Paul Wiseman, Direktor der Abteilung Internationale Fischerei im kanadischen Fischereiministerium.

Kanada kündigte an, auch weiter die Fischbestände außerhalb seiner 200-Meilen-Zone zu schützen, da es sich um Wanderbestände handele, die aus den Hoheitsgewässern aus- und einzögen. Wiseman bezeichnete dies als Selbstverteidigung. Man habe keine andere Wahl.

Was geschehen sollte, falls spanische Kriegsschiffe zum Schutz der Fischtrawler aufgeboten werden sollten, sagte Wiseman nicht.

Die spanische Fischflotte hat ihre gefahrvolle Arbeit vor den kanadischen Küsten unterdessen wieder aufgenommen. „Wenn wir weiter pausieren, würde es so aussehen, als ob wir Kanada Recht gäben“, begründete der Sprecher des Fischreederverbandes im spanischen Vigo, Reinaldo Iglesias, diesen Schritt.