Sexaffäre mit Folgen

■ Bundestagsauschuß beschäftigte sich mit Deutschen Zentrale für Tourismus

Genf/Bonn (taz) – „Personelle Konsequenzen im Vorstand und Verwaltungsrat der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT)“ forderte gestern die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Fremdenverkehr und Tourismus, Halo Seibold (Bündnis 90/ Die Grünen). Am Mittwoch hatte der Ausschuß den für die DZT zuständigen Ministerialdirigenten im Bundeswirtschaftsministerium, Geisendörfer, zur Affäre in der New Yorker DZT-Filiale befragt. Geisendörfer, selber Mitglied des DZT-Verwaltungsrates, habe diese Affäre „nach dem Motto der drei Affen – nichts sehen, nichts hören, nichts sagen – heruntergespielt und als Bagatelle verharmlost“, so Seibold. Über die personellen Konsequenzen hinaus sei zu prüfen, ob die Bundesregierung ihre Aufsichtspflicht verletzt habe. Ausschußmitglieder anderer Parteien beschrieben das Verhalten Geisendörfers ähnlich. Nachdem Seibold und die SPD-Abgeordnete Kastner im Verlauf der mehrstündigen Sitzung die Angaben Geisendorfers sowie des DZT- Vorstands Colonius (s. taz v. 16.3.) Punkt für Punkt widerlegten, zeigten sich auch Mitglieder der CDU deutlich irritiert. Der Haushaltsausschuß des Bundestages hat inzwischen fünf Millionen Mark aus dem Gesamthaushalt der DZT von 45 Millionen vorläufig gesperrt und den Bundesrechnungshof mit einer Überprüfung der zu 85 Prozent aus Steuermitteln finanzierten DZT beauftragt. Dabei soll Hinweisen nachgegangen werden, wonach der Frankfurter Vorstand bereits bis zu sieben Millionen Mark in dem Haushalt reserviert habe für den Fall, daß zwei Mitarbeiterinnen der New Yorker Filiale ihre Klagen gegen den ehemaligen Leiter der Filiale, Schreiber, wegen sexueller Belästigung und Rassendiskrimininierung sowie gegen dessen Nachfolger Hänschke und den Frankfurter Vorstand wegen Verletzung der Aufsichtspflicht gewinnen sollten. Andreas Zumach