Grabstein oder Stahlrahmen?

■ Keine Entscheidung über das geplante Holocaust-Denkmal in Berlin: zwei erste Preise

Berlin (taz) – Die Entscheidung über das geplante Holocaust-Denkmal im Zentrum Berlins ist vertagt: Die 15köpfige Jury aus Künstlern, Architekten und Historikern vergab den ersten Preis zu gleichen Teilen an den Kölner Künstler Simon Ungers sowie an die Berliner Künstler- und Architektengruppe mit Christine Jackobs-Marks, Hella Rolfes, Hans Scheib und Reinhard Stange. Eine weitere Einigung des Preisgerichts unter dem Vorsitz von Walter Jens war nicht möglich. Für Berlins Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) wurde damit der Tatsache Rechnung getragen, „daß zwei erste Preise den schwierigen Diskurs charakterisieren, ein Symbol, ein nationales Denkmal für die ermordeten Juden Europas zu finden“.

Der Entwurf von Ungers sieht eine monumentale quadratische Plattform vor, die von sechs Meter hohen T-Trägern aus Stahl umgeben ist. Aus dem Stahl will Ungers die Namen jener 18 Orte ausschneiden, an denen die Nazis Konzentrations- und Vernichtungslager errichtet hatten. Die zweiten Sieger haben für die Gedenkstätte eine rund 100 mal 100 Meter große begehbare Betonplatte entworfen, die schräg aus dem Erdboden bis zu einer Höhe von elf Metern aufragen soll. In Art einer Grabstätte ist geplant, die Namen der insgesamt sechs Millionen ermordeten Juden in den Stein einzugravieren.

Die veranschlagten 16 Millionen Mark für das Denkmal werden von beiden Gewinnern überschritten; insbesondere der Entwurf der Berliner Künstler wäre auf zusätzliche Spenden angewiesen. In den kommenden zwei Monaten wird eine weitere Kommission die beiden Entwürfe auf ihre Umsetzbarkeit hin prüfen. Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 10