„Tusch“ für Scheidende

■ Trennungsberatung hilft Kindern

Frohe Botschaft für Scheidungswillige: kein Wohnungsbesuche von SozialarbeiterInnen mehr! Künftig machen nicht mehr die SozialarbeiterInnen dem Familiengericht den Vorschlag, wer das Sorgerecht bekommen soll, sondern die Eltern selbst – das ermöglicht seit Januar das Kinder- und Jugendhilfegesetz. Deswegen wurde eine Trennungs- und Scheidungsberatungsstelle gegründet, genannt „Tusch“. Die hilft bei der Einigung zum Beispiel mit der bewährten Methode der Mediation.

Dieser Service des Amtes für Soziale Dienste hat vor allem das Wohl der Kinder im Auge. Schließlich waren zum Beispiel 1993 bei 1.063 Ehescheidungen in der Stadt Bremen 1.500 Kinder betroffen.

Die meisten Kinder verkraften eine Scheidung schlecht, das äußert sich zum Beispiel in schlechten Schulnoten. Meist fällt ja ein Elternteil weg, meist der Vater. Die Mutter aber leidet häufig unter beträchtlichen Stimmungsschwankungen, hat weniger Geld und außerdem weniger Zeit für das Kind. Das aber fühlt sich schuldig, gekränkt, leidet unter Angst.

Die Trennungs- und Scheidungsberatung will den Kindern möglichst beide Eltern erhalten. Deshalb versuchen die jetzt eigens geschulten BeraterInnen, den Eltern klar zumachen, daß sie nicht nur ein Paar sind, sondern auch Eltern. Daß also nach der Auflösung der Paarbeziehung dennoch die Familie weiterbesteht. Wenngleich sie umgebaut werden muß. Die Eltern sollen also für das Familiengericht nur ihre Eltern-Beziehung klären: Wo wohnt das Kind? Wer kriegt das Kind an Feiertagen, in den Ferien, an Weihnachten? Wie wollen wir über schulische Fragen reden? Die BeraterInnen verhalten sich dabei strikt neutral.

Erste Erfahrungen liegen bereits vor: Viele Paare sind erfreut, doch in der Lage zu sein, gemeinsam Probleme zu lösen. „Solange haben wir schon seit zwei Jahren nicht mehr miteinander geredet“, ist eine andere Reaktion. Wichtig zu wissen: Die Gespräche sind strikt vertraulich, kein Gericht erfährt davon. Bei Bedarf können externe Fachleute, etwa SteuerberaterInnen, hinzugezogen werden. cis

Informationen: Tel. 361 86 50.