Klatsch statt Politik

■ Die britische Queen besucht Südafrika / Spekulationen um die Adelung Mandelas

Johannesburg (taz) – Wenn die Queen „oh really!“ sagt, ist es schon zu spät. Denn das, so Südafrikas Tageszeitung The Star, sei die Reaktion von Großbritanniens Königin Elisabeth II., wenn ihr Gegenüber zuviel quassele. Um aber die Nerven der Queen beim Staatbesuch ab 20. März zu schonen, gab das Blatt noch einige Tips.

Am besten sei zu warten, bis man angesprochen werde. Das Knicksen solle man sich ebenfalls tunlichst sparen, denn der Hof erwarte von AusländerInnen ohnehin nicht, daß die wüßten, wie man das macht. „Nicken mit dem Kopf, vom Hals aus nach vorne und leicht gebeugt vorwärts“ reiche völlig. Wer trotzdem will: Linker Fuß bleibt stehen, der rechte wird mit angewinkeltem Knie hinter den linken gestellt.

Gestern traf Großbritanniens Königin Elisabeth II. zum ersten Staatsbesuch eines britischen Monarchen seit 48 Jahren in Südafrika ein. Die Queen, über deren häusliche Probleme in Südafrika mehr berichtet wird als über internationale Politik, begrüßt nun eine „verlorene Nation“ wieder in den Reihen der Untertanen. Die erste demokratische Regierung unter der Führung von Nelson Mandela beeilte sich nach der Machtübernahme, wieder in den Commonwealth zurückzukehren.

Nach ihrer Landung in Kapstadt, so der Plan, fliegt Ihre Majestät per Hubschrauber auf den südafrikanischen Marinestützpunkt Simonstown. Dort wartet die königliche Yacht „Britannica“, um mit der Queen das stürmische Kap der Guten Hoffnung zu umrunden, bevor am heutigen Montag der offizielle Besuch beginnt. Auf dem Programm stehen auch Besuche der Schwarzen-Townships Kayelitsha und Soweto.

Wichtiger aber scheint in Südafrika die Frage zu sein, welche Ehrung Nelson Mandela von der Queen erhalten wird. Wenn die Königin Mandela zum Sir adelt, wird nämlich seine von ihm getrennt lebende, affärenumwitterte Ehefrau Winnie automatisch zur Lady. Zwar erklärte London, daß Ausländer sich nach einer Adelung gar nicht Sir nennen lassen dürfen – aber das konnte die Spekulationen nicht stoppen. Schließlich war Mandela bei seiner Geburt ein Untertan des britischen Königs. Dennoch wird er auf den Sir verzichten müssen – damit Winnie keine Lady wird. Willi Germund