Absturz in 72 Stunden

■ Krisengespräch zwischen Minister Meyer und Corona GmbH soll "Airport City" retten / Kein Anspruch auf Schadensersatz

Platzt der 550 Millionen Mark schwere Traum von der „Airport City“ am Flughafen Schönefeld? Innerhalb von 72 Stunden werden sich Brandenburgs Verkehrsminister Hartmut Meyer (SPD) und der Geschäftsführer der Corona GmbH Berlin, Günter Schachtner, zu einem Krisengespräch treffen. Auslöser ist Meyers Absicht, für ein geplantes Abfertigungsgebäude neuerdings ein sogenanntes Planfeststellungsverfahren durchführen lassen zu wollen. Die Eröffnung des Terminal-West würde sich dadurch um mehr als ein Jahr auf Ende 1998 verzögern, befürchtet die Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF).

Weil die „Airport City“ mit der Abfertigungshalle wie ein „siamesischer Zwilling“ verbunden sei, würde sich dieses Projekt ebenfalls verzögern, sagte gestern Corona- Chef Schachtner. Durch den Zeitverzug gingen der GmbH steuerliche Sonderförderungen für Investitionen in den neuen Bundesländern verloren, weil die Vergünstigungen nur bis Ende 1997 in Anspruch genommen werden könnten. Investoren für Hotel, Tagungszentrum, Gastronomie und Geschäfte stünden dann nicht mehr zur Verfügung. Die Corona GmbH droht mit Schadensersatzansprüchen.

Eigentlich sollte mit dem Bau des Terminals unmittelbar nach der noch immer ausstehenden Entscheidung über den Standort für den neuen Großflughafen begonnen werden. Sollte sich der Aufsichtsrat der Flughafen-Holding für das südlich von Berlin gelegene Sperenberg – und nicht für Schönefeld – entscheiden, soll das Terminal-West mit 270 Millionen Mark in „abgespeckter Version“ realisiert werden. Bei dem Zuschlag für Sperenberg würde der heutige Flughafen Schönefeld mit der Inbetriebnahme des neuen Großflughafens geschlossen, und teure Investitionen würden sich nicht mehr lohnen, sagte Holding- Sprecherin Rosemarie Meichsner.

Trotz der Drohungen der Investoren mit Schadensersatzansprüchen und ihrem Rückzug setzt Minister Meyer aber weiterhin auf das Planfeststellungsverfahren. Minister-Sprecher Siegfried Keiluweit verwies gestern auf eine bereits anhängige Klage gegen das Terminal-West. Ohne das aufwendigere Verfahren, bei dem die Notwendigkeit des Gebäudes und seine Umweltauswirkungen sowie Ausgleichsmaßnahmen geprüft werden, drohe vor Gericht ein Baustopp. Mit dem Planfeststellungsverfahren sei man „auf jeden Fall auf der sicheren Seite“, sagte Keiluweit.

Schadensersatzforderungen sehe der Minister gelassen entgegen, sagte sein Sprecher. Ein anderthalb Jahre alter Brief an den Bürgermeister der Gemeinde Schönefeld, in dem das Ministerium die einfache Baugenehmigung noch für rechtlich ausreichend hielt, sei unbedeutend. Der Bürgermeister sei kein Verfahrensbeteiligter, sagte Keiluweit, und der Brief nicht vom damaligen Minister Wolf, sondern nur von einem Verwaltungsbeamten unterzeichnet worden. Dirk Wildt