Die Fußballerina

■ Ein Glaubenskrieg um die weibliche Form des Fußballspielers spaltet Ägypten

Kairo (taz) – In Ägypten tobt der Kampf ums runde Leder. Immerhin 3.600 Spielerinnen betätigen sich am Nil in dieser fürs weibliche Geschlecht des Landes neuen Sportart. Einigen konservativen Herren ist das ein Dorn im Auge – und dabei kommt es nun zu einer bemerkenswerten Koalition zwischen konservativen Scheichs und den Vertretern des nationalen Fußballverbandes.

In einer Fatwa hat jetzt der berühmte Fernseh-Scheich Scha'arawi das sportlerische Tun der Frauen als unislamisch untersagt: Es mache die Beine kaputt und zerstöre die Weiblichkeit. General Yussuf Dahschuri, Vorsitzender des Fußballverbandes, wollte nicht nachstehen – nicht daß er als Frauenfeind erscheinen möchte, gab er in der Zeitschrift Rose Al-Yussuf zum besten, aber erst einmal müsse man sich darum kümmern, die Männer zu verbessern, dann könne man irgendwann einmal auch an die Frauen denken.

Kein Wunder also, das an eine ägyptische Frauenfußball-Liga vorerst nicht zu denken ist. Scheich Tantawi, der Mufti Ägyptens, versuchte, die Wogen zu glätten, und schrieb eine eigene Fatwa, in der es hieß, Frauen könnten genauso Fußball spielen wie Männer, aber sie dürften nie gegen ihre männlichen Kollegen spielen und nie ihre Beine zeigen. Für zweiteres besteht vorerst keine Gefahr. Die Trikots der Frauen sind weit ausgeschnitten und reichen bis zur Halskrause, enorme Fahrradshorts reichen bis über das Knie, während von den Zehen aufwärts alles mit Stutzen abgedeckt bleibt.

Doch schon schalten sich noch andere Fachmänner ein in die Diskussion. Laut ärztlichem Attest, von Rose Al-Yussuf vorgestellt, führt Fußballspielen zu einem fünfzigprozentigen Verlust der Weiblichkeit.

Saher Hawari, eine der Managerinnen eines Frauen-Fußballvereins, winkt ab. Sie hat das Erbe ihres Vater angetreten, der viele Jahre Schiedsrichter war, und sie will nun in einer wahrhaft missionarischen Art und Weise Frauenfußball in jedes Dorf tragen. Bisher zahlt sie die Frauenpromotion weitgehend aus eigener Tasche und fährt mit ihrem Mercedes übers Land auf der Suche nach neuen weiblichen Talenten. Sie hofft, daß ihr in Zukunft die Regierung und reiche Geschäftsleute tatkräftig unter die Arme greifen. Eines Tages, prophezeit sie, wird den Frauen ebensoviel Publikum zujubeln wie den männlichen Balltretern. Vielleicht läßt sich dann auch die eine oder andere Sendung des Fernseh-Scheichs Scha'arawi einsparen. Karim El-Gawhary