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Nachgefragt„Die CDU ist heute die moderne Arbeiter-Partei“

■ Brigitte Dreyer kandidiert für die CDU

taz: Wann sind Sie aus der SPD ausgetreten?

Brigitte Dreyer: Vor einigen Wochen.

Haben Sie das damals schon mit einer Erklärung verbunden, die auf die CDU hinwies?

Nein, obwohl für mich emotional die ersten Schritte Richtung CDU schon gegangen waren, aber nur emotional.

Was ist attraktiv an der CDU?

Arbeitnehmerfragen sind bei der CDU inzwischen erheblich besser untergebracht als bei der SPD.

Das macht mich sprachlos.

Das glaube ich. In der SPD sind, wenn da von Arbeitnehmern gesprochen wird, die Stahlwerke - Klöckner - gemeint. Wenn's hoch kommt der Vulkan oder Mercedes. Aber für diese Arbeitnehmer, für die ich in der DAG stehe oder in der Angestelltenkammer, die heute moderne Arbeitsplätze in Banken und im Handel haben, bei Atlas Elektronik und STN, da hat die SPD keinen Blick.

Die SPD hat ein zu traditionalistisches Arbeiterbild...

Ja. Wenn Sie die Bürgerschaftslisten angucken, da sitzen zu 90 Prozent Leute aus dem Öffentlichen Dienst. Und zwei Vorzeigearbeiter, Hasso Kulla und Heinz Wenke oder so. Und dann hört's auf.

Ihre Kollegen von der DAG-Spitze haben sich zur AfB orientiert. Warum sind Sie nicht zusammen geblieben - auch in der Politik?

Die DAG war nie eine Gewerkschaft, die ihren aktiven Mitgliedern vorgeschrieben hat, was sie politisch zu denken haben.

Was spricht für Sie gegen die AfB?

Ich halte die AfB im Moment für ausgesprochen wichtig, aber wir werden in 15 Jahren über diese Wählerinitiative nicht mehr reden. Und ich arbeite gern kontinuierlich. Zudem habe ich in der AfB Probleme mit einzelnen Personen, die vielleicht mit der SPD etwas abzurechnen haben. Ich habe mit der SPD nichts abzurechnen. Es ist nur nicht mehr meine Partei.

Vertreten Sie zum Thema Stadtwerke-Verkauf die Position der DAG - nicht mehr als 49 Prozent verkaufen - oder die der CDU: 74,9 Prozent verkaufen?

Ich habe mich aus dieser Debatte herausgehalten, weil ich fulltime in Sachen Angestelltenkammer engagiert bin und auch noch nebenbei acht Stunden am Tag einen Beruf habe. Ich möchte nur über Dinge reden, über die ich mir eine qualifizierte Meinung bilden konnte.

Der rechte Flügel der SPD hat zu Beginn der Ampel-Koalition versucht, mit der CDU eine große Koalition zustande zu bringen. Warum hat das nicht geklappt?

Weil Herr Wedemeier daran interessiert war, seine persönliche Macht als Präsident des Senats abzusichern und deshalb nicht einmal mehr die Preise bei den anderen Parteien angeguckt hat. Konrad Kunick, Reinhard Barsuhn und auch Brigitte Dreyer haben damals nur gesagt, laß uns doch mal mit den anderen sprechen...

Sie haben auch an der SPD-Basis nicht viel Unterstützung gehabt.

Die SPD ist inzwischen zu einem Abstimmungsorgan geworden. Da gibt es keine politische Debatten mehr. Int.: K.W./Foto: Archiv

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