So nicht, Kommunisten!

■ CDU protestierte mit vorgedruckten Postkarten gegen SPD-Papier zur PDS

Kaum daß die Sonne ein bißchen scheint, treibt es den Berliner, seltsame Dinge zu machen. Der Frühlingsbeginn beflügelte gestern mittag auch die CDU zu einer lustigen Präsentationsveranstaltung am Ku'damm. Hochrangige Parteimitglieder – unter ihnen Dieter Ernst, Generalsekretär des ZK des Landesverbandes, und Volker Liepelt, Geschäftsführer der CDU in der Volkskammer – hatten sich vors Kaufhaus „Wertheim“ am Ku'damm gestellt, um nicht nur ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen, sondern auch die Herzen der Bürger zu gewinnen.

„Empört“ zeigten sich die kecken Christdemokraten über jüngste Entwicklungen in der SPD („Sozialdemokraten“). Die planten nämlich, mit den „Kommunisten“ zusammenzuarbeiten, wie aus dem Papier des Herzensnudisten Thomas Krüger und Kreuzbergs Bürgermeister Peter Strieder herauszulesen sei. „Das ist eine Verhöhnung aller demokratisch gesinnten Berliner“, empörte sich Klaus Landowsky. „So nicht!“ finden die Christdemokraten und druckten deshalb Postkarten, auf denen die herausgerissene Meldung der Welt („SPD-Krüger liebäugelt mit der PDS“) sowie die Position der CDU zu lesen stand.

Zwischendurch blies der Wind die Schirme der Christdemokraten über den Haufen. Alle „demokratisch gesinnten Berliner“ sollen „uns ihre Meinung über die SPD- Pläne zur Zusammenarbeit mit der PDS in Berlin“ mitteilen. Platz für die Meinung der „lieben Berliner“ war auf der Karte nicht, statt dessen konnte man „Zutreffendes bitte ankreuzen“. Also entweder: „So nicht! Auch ich bin empört über die SPD-Pläne zur Zusammenarbeit mit der PDS in Berlin“ oder „Bitte übersenden Sie mir kostenlos nähere Informationen“. Eine Rentnerin verlangte am Kiosk nebenan nach der Glücksrevue. Die CDU ist prima. Zur Zeit ist das Vollblöde sowieso wieder Mode. In Kreuzberger Kneipen spielt man neuerdings alle nasenlang wieder Musik von den „Les Humphries“. Detlef Kuhlbrodt