■ Das Portrait
: Perry Friedman

The Banjo Man in jungen Jahren Foto: Sefzik

„Liebe Freunde, ich habe euch ein Lied mitgebracht!“ Jeder gute DDR-Bürger konnte diesen Satz, mit dem der kanadische Folksänger seine Konzerte begann, in bestem amerikanischen Akzent nachkauen. Den hatte Perry Friedman trotz 35 DDR-Jahren stets beibehalten.

In seiner Heimat Winnipeg hätte es Friedman wohl nur zu einem singenden Bergarbeiter gebracht. Die SED aber stilisierte ihn gemeinsam mit Ost-Cowboy Dean Reed zum Botschafter des anderen Amerika. Er war Stammgast beim „Festival des Politischen Liedes“. Aber er knüpfte auch an die revolutionären Traditionen des deutschen Volksliedes an. Ganze Säle nötigte der Banjo Man zum Mitsingen. Noch zehn Jahre später schwärmte Friedman davon, wie er 1977 in Dortmund mit 25.000 SDAJ-Anhängern „Wenn alle Brünnlein fließen“ intoniert hatte.

Mit 23 ließ sich der Kommunist Friedman 1959 in Ost- Berlin nieder, studierte an der Musikhochschule „Hans Eisler“ und gehörte im Hootenanny-Klub zu den Mitbegründern der DDR-Singebewegung. Den Kulturfunktionären mißfiel die englische Bezeichnung, also wurde 1967 aus dem Hootenanny – der Oktoberklub, die ostdeutsche Rache an der Beatmusik.

Als Erich Honecker die „allseitige Befriedigung der wachsenden kulturellen Bedürfnisse des Volkes“ versprach und den langsamen Abschied vom Kampf gegen die „imperialistische Pseudokunst“ einläutete, stand Folksänger Friedman schon Banjo bei Fuß. Selbst als die FDJ die Singebewegung schließlich dominierte und immer weniger DDR-Musiker mitsingen durften, brachte der Kanadier weiter sein Lied mit. In den siebziger Jahren kehrte Friedman vorübergehend nach Kanada zurück. In der Bundesrepublik war er regelmäßiger Gast bei UZ-Pressefesten und den Ostermärschen. Als der Durchbruch im Westen trotz diverser Auftritte mit Hannes Wader ausblieb, wandte er sich wieder seinen Freunden in der DDR zu. Die Wende ließ the Banjo Man schließlich verstummen, ein Comeback im vereinten Deutschland, ohne Bart und ohne Banjo, scheiterte trotz Ostrock-Nostalgie.

„Ich wollte einen wirklichen Sozialismus“, rechtfertigte er sich nach der Wende; daß er sich „mißbrauchen ließ“ wurde ihm erst nach dem Ende der DDR klar. Bereits am Donnerstag vergangener Woche starb Perry Friedman im Alter von 59 Jahren in Berlin. Christoph Seils