Mehr Bergdoktor, weniger Columbo

■ EU reserviert Hälfte des Programms für eigene Produkte

Brüssel (taz) – Die europäische Richtlinie heißt zwar „Fernsehen ohne Grenzen“, aber ihr Hauptzweck ist, Grenzen zu setzen, vor allem für Fernsehproduktionen aus den USA. Die EU-Kommission einigte sich gestern gegen den Widerstand aus Deutschland und Großbritannien, die europäischen Fernsehsender stärker als bisher zu zwingen, europäische Programme abzuspulen. Außereuropäische Sendungen dürfen nur noch 49 Prozent der Sendezeit füllen. Diese Regelung gab es zwar auch bisher schon, aber sie konnte umgangen werden. „Wo immer möglich“, hieß die Zauberformel, die nun auf französischen Druck ersatzlos gestrichen wurde.

Mit den Quoten soll die kränkelnde europäische Filmindustrie vor der Übermacht aus Amerika geschützt werden. Der deutsche EU-Kommissar Martin Bangemann, vehementer Gegner aller Marktbeschränkungen, denkt langfristig und feiert die Niederlage trotzdem als Sieg. Immerhin habe er erreicht, daß die Quoten nur zehn Jahre gelten und danach endgültig abgeschafft werden sollen. Außerdem habe er das französische Ansinnen vereiteln können, daß die Quote auch auf neue Medien wie etwa „Video auf Anfrage“ ausgedehnt werde.

Reine Spartensender, die sich auf Sport oder Spielfilme spezialisiert haben, müssen entweder 25 Prozent ihres Budgets oder die Hälfte ihrer Sendezeit europäischen Produktionen widmen. Am 3. April werden die 15 Wirtschaftsminister der EU-Länder mit Mehrheit entscheiden, ob die Richtlinie tatsächlich in Kraft treten wird. Alois Berger