piwik no script img

■ Die Autoindustrie verspricht ein bißchen KlimaschutzVon selbst kommt nichts

Klimaschutz im Kriechgang – das ist offensichtlich das Ideal der deutschen Autoindustrie. Ihr Vorschlag, den Benzinverbrauch der Neuwagen allmählich ein bißchen zu reduzieren, taugt nicht als Maßnahme gegen den Treibhauseffekt, sondern nur als Tempolimit in der Klimadiskussion: nur keine schnellen Fortschritte, statt dessen lieber schnelle Autos.

Dabei klingt die Zusage der Autoindustrie von gestern im ersten Moment noch ganz nett. Der durchschnittliche Verbrauch der deutschen Autos im Jahr 2005 soll ein Viertel unter dem Verbrauch von 1990 liegen, verspricht der Verband der Autoindustrie. Im Schnitt seien das jedes Jahr zwei Prozent Reduktion des Kraftstoffverbrauchs.

Doch zwei Tricks sorgen dafür, daß das ein folgenloses Versprechen bleibt. Denn erstens spricht die Autoindustrie nur von Neuwagen. Selbst wenn sie das versprochene Ziel erreicht, fahren dann noch genug alte Kisten herum, die weit mehr verbrauchen und den gesamten Benzinverbrauch nach oben treiben. Außerdem hängt der CO2-Ausstoß natürlich ganz wesentlich von den Kilometern ab, die die Autofahrer herunterspulen. Und diese Zahl steigt seit Jahren kontinuierlich; die jüngste Rechnung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung prognostiziert Steigerungen von deutlich über einem Prozent jährlich. Wie dieser Trend gebrochen werden kann, das fragen die Automobilbauer vorsichtshalber schon gar nicht.

Letztlich werden beide Effekte zusammen also dazu führen, daß der CO2-Ausstoß aller Autos zusammen im Jahr 2005 ziemlich genau so hoch ist wie heute. Das wäre „business as usual“ – die Politik, die den Autokonzernen paßt, vor der aber sämtliche Klimaforscher warnen. Denn dann wäre der Treibhauseffekt noch schwerer zu bremsen.

Notwendig bleiben also schärfere Vorschriften für die Autokonzerne – zum Beispiel der Zwang für jeden Hersteller, im Jahr 2000 ein Dreiliterauto im Angebot zu haben, zum Beispiel auch klare Regeln nicht nur für den Durchschnitts-, sondern auch für den Höchstverbrauch der PKWs. Doch solche Regeln wird die tempoverliebte Autoindustrie niemals von sich aus anbieten.

Und so zeigt sich auch hier, daß vernünftige Klimapolitik eben nicht mit freiwilligen Verpflichtungen der Industrie zu schaffen ist. Felix Berth

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen