Viele Rechte auf einen Streich

■ 231 Festnahmen am Wochenende im Land Thüringen / Innenminister Dewes zufrieden

Erfurt/Berlin (taz) – Richard Dewes, Innenminister von Thüringen, blickt zufrieden auf ein anstrengendes Wochenende zurück. In einer großangelegten Aktion ließ der SPD-Mann am Samstag abend 231 mutmaßliche Rechtsradikale kurzerhand festnehmen. Sie waren auf dem Weg zu einem Skinhead-Konzert nach Triptis, einem Dorf in der Nähe Erfurts. Zum Abend des rechten Liedguts hatten sich Einpeitscher-Oi-Gruppen mit Namen wie Foirstoß, Trittbrett, Legion Ost und Sturmtrupp angesagt. Angemeldet hatten sie ihre Sause nicht, dem Wirt der Gaststätte hatten sie sich als Geburtstagsgesellschaft angekündigt. Sehr konspirativ sei alles vorbereitet gewesen, sagte Dewes, aus dem gesamten Bundesgebiet seien die Fans angereist.

Der Minister mag die Festnahmeaktion als persönliche Genugtuung empfinden. Er war Anfang Dezember an einer Straßenbahnhaltestelle in Erfurt von Skins am Kragen gepackt worden. Nach dem Vorfall hatte er in der taz angekündigt, „den Druck auf die rechte Szene massiv zu verstärken“. Repression statt Prävention, Dewes' Rechnung ging für wenige Stunden auf. Kaum daß sie vom Konzert Wind bekommen hatten, forderten die Thüringer Amtshilfe aus Bayern und Sachsen-Anhalt an. Seit den frühen Nachmittagsstunden patrouillierten Polizisten auf den Bahnhöfen und sperrten Zufahrtsstraßen ab. Jeder, der in das Klischeebild des Skins hineinpaßte, wurde gefilzt. Es war nicht viel, was in Taschen und Kofferräumen gefunden wurde. Schreckschußpistolen, ein paar Messer und Schlagringe, eine Baseballkeule, drei Nazi-Aufkleber, sieben CDs und drei Musikkassetten reichten nicht aus, die Festgenommenen länger als 48 Stunden in „Präventivgewahrsam“ zu nehmen. Gegen einige sehe der Staatsanwalt „Anschlußmaßnahmen“ vor, sagte die Polizeisprecherin.

Vom schmalen Erfolg der Aktion ließ sich Innenminister Dewes nicht schrecken. Klargeworden sei, daß „Thüringen kein Aufmarschgebiet ist“. Annette Rogalla