Mädchen folterten Mädchen

■ Jugendliche mißhandelten Gleichaltrige am Wehrschloß

Die 14jährige Schülerin, die am 22. März gegenüber der Polizei angab, in der Nähe des Jugendzentrums Wehrschloß von drei etwa 45jährigen Männern vergewaltigt worden zu sein, hat bei ihrer Aussage eine Schutzbehauptung aufgestellt. Es war eine gemischte Gruppe von etwa Jugendliche, von denen die Schülerin schwerst mißhandelt wurde. „Als Haupttäter“ nahm die Kripo drei Mädchen im Alter von 14 bis 17 Jahren vorläufig fest. Zwei von ihnen wurden nach der Vernehmung wieder freigelassen, gegen eine 16jährige wurde ein Haftbefehl erwirkt.

Die Attacken der Gruppe, ermittelte die Polizei, begannen bereits gegen 16 Uhr im Wehrschloß und wurden später draußen fortgeführt. Über zwei Stunden lang wurde das Mädchen geschlagen, getreten, mit brennenden Zigaretten traktiert, zu sexuellen Handlungen gezwungen und und letztlich auch noch mehrfach von einem auf sie gehetzten größeren Hund gebissen. Dabei erlitt die 14jährige mehrfache Brüche beider Jochbeine und des des Kiefernknochens, das Nasenbein wurde zertrümmert, mehrere Arm- und Beinbrüche, Verletzungen im Genitalbereich sowie Biß- und Brandwunden.

Die Polizei vermutet als „Motiv für diese in ihrer Brutalität hervorstechende Tat“ Eifersüchteleien und „eine über längere Zeit gewachsene Gruppendynamik, die das 14jährige Mädchen zum permanenten Opfer der Gruppe stempelten.“ Daß sich Opfer und TäterInnen gekannt haben, bestätigt Gisela Müller, Mitarbeiterin im Wehrschloß: „Das sind alles Stammjugendliche.“ Wie es aber zu der Tat kam, kann sie nicht sagen. Bis sie um 18 Uhr das Jugendzentrum abschloß und nach hause ging, habe „eine ganz normale Atmosphäre wie an jedem Tag“ geherrscht. Im Rückblick aber ist ihr klar, daß gezielt vertuscht wurde, „wir sollten nichts mitkriegen.“ Doch selbst wenn, hätte das die Jugendlichen aufgehalten?

Gisela Müller ist ebenso wie ihre KollegInnen völlig schockiert. „Wir sind so fertig, wir müssen doch unsere gesamte Arbeit in Frage stellen. Für mich ist das, was da passiert ist, Folter. Wir müssen jetzt erstmal überlegen, wie es hier überhaupt weitergehen kann.“

dah