Ungleicher Lohn für gleiche Arbeit

■ Ausländische Lehrer an den Europa-Schulen bekommen weniger Geld als ihre deutsche Kollegen

An den staatlichen Europa- Schulen, einem Renommierprojekt des Berliner Senats, macht sich Unmut breit. Die ausländischen Lehrer und Lehrerinnen sind stinksauer. Erfolgreich absolvierten sie in Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien oder Rußland ihre Lehrerexamen und können auf viele Jahre Berufserfahrung zurückgreifen, doch der Lohn für ihre Arbeit ist teilweise um 1.500 Mark geringer als der ihrer deutschen KollegInnen. Nicht die Arbeit sei entscheidend für die Bezahlung, sondern das Diplom, erklärt eine Französischlehrerin an der Märkischen Grundschule.

Was hier für solchen Ärger sorgt, sind die von den Innenministern der Länder festgelegten Lehrerrichtlinien, die festschreiben, wie die Ausbildung vergütet wird. Liegt der Schulbehörde eines Landes ein ausländisches Lehrerexamen vor, dann wird geprüft, ob das Diplom der deutschen Lehrerausbildung entspricht. Wenn ja, gibt es bei der Vergütung keine Unterschiede. Nur: Ob ein ausländisches Diplom als gleichwertig anerkannt wird, ist eine Ermessensfrage.

Die Lehrer, die kein wissenschaftliches Hochschulstudium nachweisen könnten, würden an den Europa-Schulen generell nach dem Bundesangestelltentarif (BAT) 5b eingestuft, teilt Wolf- Dieter Wiebach von der Senatsschulverwaltung mit. Zwischen der Bezahlung der deutschen und nichtdeutschen Lehrer klafft somit eine Lücke von fast zwei Besoldungsstufen. Der Senat könnte großzügiger sein, er stuft jedoch sehr restriktiv ein, kritisiert Burkhart Sellin, Mitinitiator der Europa-Schulen und Leiter der „Arbeitsgemeinschaft für Internationale Schulen der Europa-Union Berlin“.

Seit fast vier Jahren läuft der Schulversuch „Staatliche Europa- Schule Berlin“. Inzwischen wird an neun Grundschulen zweisprachiger Unterricht angeboten: mit englischer, französischer, spanischer, italienischer oder russischer Partnersprache. Nicht nur in den Klassen spricht die eine Hälfte der Schüler Deutsch, die andere Hälfte eine andere Muttersprache. Auch bei den Pädagogen wird auf ein solidarisches Miteinander geachtet: jeweils eine deutsche und eine fremdsprachige Lehrkraft teilen sich die Führung einer Klasse.

Jetzt haben die ElternvertreterInnen das Heft in die Hand genommen und steigen für ihre ausländischen Lehrer und Lehrerinnen auf die Barrikaden. Eine Petion ging mit der Bitte um Unterstützung an die entsprechenden Stellen und Behörden der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Berlin.

Zweisprachiger Unterricht sei Knochenarbeit, fordere viel Engagement und pädagogisches Geschick. Dafür müsse man auch anständig bezahlt werden, moniert auch eine Schulleiterin die Einstufungspraxis des Senats. „Auch wir beklagen diesen Mißstand“, bedauert Rainer Höttler von der Senatsschulverwaltung die Gehaltsunterschiede. Daß der Erfolg der Europa-Schulen vom Engagement der ausländischen Lehrer abhängt, weiß auch der Sprecher der Schulbehörde, Andreas Moegelin. „Es tut uns in der Seele weh, daß wir nach diesem starren Eingruppierungssystem bezahlen müssen.“ Zur Zeit werde darüber mit Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) verhandelt – bislang aber ohne Erfolg. Michaela Eck