Flottes Fischerstechen

■ Kanada scheitert beim Versuch, weitere Boote Spaniens abzuschleppen

Madrid (taz) – Der „Fischkrieg“ geht weiter. Am Sonntag versuchte die kanadische Marine erneut, vor der Küste Neufundlands drei spanische Fischereischiffe aufzubringen. Eine von Madrid entsandte Kriegsfregatte stoppte dies im letzten Augenblick.

Der Konflikt zwischen beiden Ländern war ausgebrochen, als die Nordatlantische Fischereiorganisation für 1995 die Fangquote der Länder der Europäischen Union auf 3.400 Tonnen gegenüber 16.200 Tonnen für Kanada zusammenstrich. Die Beamten aus Brüssel bestehen dagegen auf den geforderten 18.630 Tonnen.

Während der 45minütigen Verfolgung wurden die spanischen Trawler „Verdel“ und „Magic IV“ mehrmals aus Hochdruckschläuchen bespritzt. Erst das Eingreifen der spanischen Kriegsfregatte konnte die Lage entspannen. Kurz danach ging der Zoff jedoch weiter: Die kanadischen Patrouillenboote durchtrennten die Netze der spanischen „Pescamar I“. Die Kosten für ein neues Netz werden auf 140.000 Mark geschätzt.

Beide Vorfälle spielten sich, so der Sprecher der Fischer, dreißig Meilen außerhalb der 200-Meilen- Zone, den Hoheitsgewässern Kanadas, ab und seien daher „eindeutig illegal“. Kanadas Fischereiminister Brian Tobin droht dagegen: „Wir verlieren langsam die Geduld.“ Man habe nur wegen des dichten Nebels die Verfolgung eingestellt. Bei anderen Witterungsverhältnissen hätte man das Ziel erreicht und die Boote zur Kontrolle in den Hafen von Saint John's entführt. Das Ziel Kanadas sei die Verteidigung der Fischbänke, die von den Europäern systematisch überfischt würden.

Für die spanischen Fischereigenossenschaften ist das ökologische Argument nur vorgeschoben, um vor der Öffentlichkeit besser dazustehen. Kanada habe seit der Errichtung der 200-Meilen-Zone 1977 die eigenen Hoheitsgewässer systematisch leergefischt. Jetzt versuche man, die daraus entstandenen wirtschaftlichen Verluste auf Kosten der internationalen Gewässer wettzumachen, so der Vorwurf der Spanier.

Brüssel reagierte mit einer weiteren Dringlichkeitssitzung der Europäischen Union. Man möchte ein gemeinsames Vorgehen angesichts der heute in New York beginnenden Sitzung der UN-Fischfangkommission absprechen. Für die zwanzig spanischen und portugiesischen Trawler, die sich vor Kanadas Küste aufhalten, bedeutet der erneute Angriff einen schweren ökonomischen Schlag. Um sich zu schützen, haben sie die Arbeit weitgehend eingestellt. Doch sie haben die Rückkehr in die umstrittenen Fanggebiete bereits angekündigt. Reiner Wandler