Bei Anruf Entlassung

■ Proteste bei „Alcatel“ in Spanien

Madrid (taz) – Die Belegschaft streikt und demonstriert durch die Innenstadt Madrids. Die spanische Niederlassung des französischen Telekommunikationskonzerns „Alcatel“ will 915 von insgesamt 8.000 Arbeitsplätzen streichen. Julian Torres von der kommunistischen Gewerkschaft CCOO und Sprecher der Streikleitung, meint, die Geschäftslage sei gut.

Die Liberalisierung der Telekommunikation und der Mobiltelefon-Netze verspricht ein Branchenwachstum zwischen fünf und sechs Prozent.

Alcatel ist im Telefonbereich mit 42 Prozent Marktanteil Branchenführer auf der iberischen Halbinsel. In den Schubladen ruhen Verträge für 2,7 Millionen Neuanschlüsse, abgeschlossen mit der spanischen Telefongesellschaft „Telefónica“.

Nur sind die Zeiten des einträglichen Staatsmonopols bald vorbei. Die Entlassungen seien Teil eines Umstrukturierungsplanes, mit dem Alcatel sich „auf die Privatisierung ihrer nationalen Telefongesellschaften vorbereiten will“, sagt Geschäftsführer Miguel Angel Canalejo, „Wir müssen sparen und ein ,low cost producer‘ werden.“

Genau das treibt die Belegschaft auf die Straße. Sie sollen die Opfer tragen. Und die Geschäftsführung plant schon weitere Entlassungen. Eines der sechs Alcatel- Werke (in La Coruña im Norden des Landes) soll geschlossen oder verkauft werden, so steht es zur Debatte. „Wir wollen zumindest eine sozialverträgliche Vorruhestandsregelung, um so allmählich auf den neuen Belegschaftsstand zu kommen“, formuliert Julian Torres die bescheidene Forderung.

Wie der deutsche Betrieb SEL wurde auch die spanische Niederlassung vom US-Konzern ITT 1981 an Alcatel verkauft. Seit einer ersten Entlassungswelle von 1982 sind bis heute allein in Spanien weitere 15.000 Beschäftigte auf die Straße gesetzt worden. Reiner Wandler