Keine Erektion in Tate's Gallery

Dublin (taz) – Die britische Tate's Gallery gilt als liberales Mekka der Künste. Die Niederlassung in Liverpool plant jetzt eine Ausstellung unter dem Titel „Venus Redefined“, in der es um Nacktheit in der Kunst geht. Man beauftragte auch die Künstlerin Caroline Coon, die ein Gemälde mit dem Titel „Mr. Olympia“ ankündigte. Es sollte Manets „Olympia“ aus dem Jahr 1863 nachempfunden sein – statt der weißen Frau auf dem Diwan bei Manet sollte es bei Coon ein schwarzer Mann sein.

„Prima“, lobte Tate's Ausstellungskoordinatorin Jemima Pyne und bat um ein Dia für den Abdruck im Katalog, was Coon prompt lieferte. Doch, o weh – der Schwarze auf dem Diwan hatte einen Ständer. Der war den Diskussionen nun keineswegs förderlich: „Das Werk ist durch die Präsenz eines erigierten Penis für uns ungeeignet geworden“, schrieb Jemima Pyne zurück. Caroline Coon war überrascht, wimmelt es in der Ausstellung doch geradezu von expliziten Darstellungen nackter Frauen. Tate's versuchte abzuwiegeln. „Es geht nicht darum, daß wir keine Erektion in der Galerie wollten“, sagte die Sprecherin Catherine Orbach, „aber das Bild sollte in ein Paket mit Unterrichtsmaterialien aufgenommen werden. Das hätte die Lehrkräfte in Verlegenheit gebracht“. Caroline Coon antwortete mit einer Gegenfrage: „Was glauben Sie eigentlich, wieviele Teenager in Liverpool noch nie eine Erektion gesehen haben?“ Ralf Sotscheck