Genau hinsehen

■ betr.: „Das Zauberwort Effi zienz“, taz vom 23. 3. 95

Es ist mir natürlich eine Ehre, in Ihrem Artikel im Zusammenhang mit dem „Zauberwort Effizienz“ zitiert zu werden. Peinlich ist nur, daß ich als glühender Verfechter von Nah- und Fernwärmeversorgung in einem Artikel zitiert werde, der die Verdrängung von Fernwärme durch Gaskessel unter der Überschrift „Effizienz“ beschreibt. Kosteneffizienz ist nicht unbedingt Energieeffizienz!

Die Fernwärmeversorgung, sofern ihre Erzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) erfolgt und somit die Abwärme der Stromerzeugung nutzt, ist unter den Gesichtspunkten Primärenergieeinsparung und CO2-Minderung sicher deutlich effizienter als Gaskessel, auch als solche „mit hohem Wirkungsgrad“. Unter dem Stichwort Energieeffizienz müßte – wenn die Option Fernwärme aus KWK nicht besteht – in besagtem Hotel auch eher ein Blockheizkraftwerk betrieben werden, anstelle reiner Wärmeerzeugung in Kesseln.

Gerade bei anlagentechnischen Maßnahmen muß man genau hinsehen, inwiefern tatsächlich Energieeinsparungen realisiert werden, oder ob nur durch Lastverlagerung (Spitzenlastreduktion), Tarif- beziehungsweise Vertragsänderung und – im geschilderten Fall – Energieträgerwechsel Kosteneinsparungen bewirkt werden. Johannes Witt,

Öko-Institut e.V., Freiburg