Auf zur Beute nach St. Petersburg!

■ Heute eröffnet zweite Beutekunst-Ausstellung in Rußland

Berlin (dpa/taz) – Es gibt noch mehr Beutekunst. In der St. Petersburger Eremitage werden ab heute 74 Meisterwerke des französischen Impressionismus, darunter Gemälde von Renoir und van Gogh gezeigt, die Ende des Zweiten Weltkriegs aus Deutschland in die Sowjetunion gebracht wurden. „Verborgene Schätze“ ist die zweite Ausstellung von Beutekunst, nachdem Ende Februar im Moskauer Puschkin-Museum eine Schau mit 63 Werken europäischer Meister unter dem doppeldeutigen Titel „Zweimal gerettet“ eröffnet wurde. 1996 will das Museum den „Schatz des Priamos“ ausstellen, der in den Berliner Museen beheimatet war. Danach soll er in Athen gezeigt werden. Die St. Petersburger Bilder stammen vor allem aus den früheren Privatsammlungen von Otto Krebs und Otto Gerstenberg, einem Versicherungsmagnaten. Ihre Rückgabe ist umstritten.

Trotz Verhandlungen zwischen dem deutschen Außenminister Klaus Kinkel und dem russischen Kulturminister Jewgenij Sidorow brachte der Föderationsrat, die Regionenvertretung, vor wenigen Tagen ein Gesetz auf den Weg, mit dem die Kulturschätze zum Eigentum Rußlands erklärt werden sollen. Bonn dagegen beruft sich auf die Feststellung im Nachbarschaftsvertrag von 1990, „daß verschollene oder unrechtmäßig verbrachte Kunstschätze, die sich auf ihrem Territorium befinden, an den Eigentümer oder seinen Rechtsnachfolger zurückgegeben werden“.

Währenddessen halten sich die Erben der millionenschweren Sammlungen ebenso bedeckt wie die beiden großen Auktionshäuser Sotheby's und Christie's, die Interessen der Privatiers in Sachen Beutekunst vertreten. Nur der Weimarer Industrielle Otto Krebs hatte testamentarisch verfügt, daß seine Sammlung an eine medizinische Stiftung in Marburg gehen sollte. Inzwischen bietet ein Berliner Reisebüro exklusiv Reisen nach St. Petersburg an, damit auch deutsche Besucher die Bilder noch zu Lebzeiten zu sehen bekommen.