Heilbutt jetzt im Haag

■ Klage der EU gegen Kanada ist am internationalen Gerichtshof zugelassen

Madrid (taz) – Jetzt ist es amtlich: Der „Steinbutt-Krieg“ kommt vor den internationalen Gerichtshof in Den Haag. Spanien klagt gegen Kanada. Das hohe Haus soll entscheiden, ob die Küstenwache Ottawas gegen das Seerecht und das Abkommen der Nordatlantische Fischereiorganisation (Nafo) verstoßen hat. Kanadas Fischereiminister Brian Tobin bestreitet die Zuständigkeit des Gerichtshofes. Den Haag nahm die Klage trotzdem an. Der Prozeß wird mindestens ein Jahr dauern.

Die Fischereikommissarin der EU, Emma Bonino, warnt, wenn Kanada nicht einlenke, werde das „Auswirkungen auf unsere Beziehungen haben, die über den Fischfang hinausgehen“. Bonino veröffentlichte eine kanadische Studie, die zu dem Schluß kommt: „Ottawa setzt auf eine Politik, die aggressive Fangstrategien fördert.“ Vor allem die flachen Hoheitsgewässer würden seit der Errichtung der 200-Meilenzone leergefischt.

In Brüssel hofft man, bis zum Wochenende zu einer Einigung zu kommen. Eine Entschädigung für die „Estai“ und die „Pesamar“, der die kanadischen Küstenwache die Netze durchgetrennt hat, müsse es geben, sagen die Europäer. Sie wollen auf keinen Fall hinnehmen, daß Kanada Ansprüche auf die Gewässer außerhalb der 200-Meilenzone anmeldet. Nur Großbritannien solidarisiert sich mit dem Common-Wealth-Land. Spaniens Außenminister Javier Solana schimpft in Peking, wo er sich auf Staatsbesuch aufhält: „Es handelt sich nicht um eine Frage historischer Freundschaft, sondern um internationales Recht.“ Reiner Wandler