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Avus fahren ist einfach das größte

■ Selbst im Ruhrgebiet Werbung fürs Autobahn-Radeln

100.000 RadfahrerInnen werden durch Berlin touren. Davon gehen die Veranstalter der Sternfahrt am Sonntag aus. „Ich würde sagen, wir erreichen die sechsstellige Zahl“, zeigt sich Achim Beier von „messenger“ optimistisch. Zahlreiche Vertreter von Regierungsunabhängigen Organisationen, die zum UNO-Klimagipfel hier sind, hätten zugesagt. Seit Tagen kämen Anrufe „von Radfahrern aus der gesamten Republik“, die nach den Startpunkten fragten, denn „selbst im Ruhrpott läuft's im Radio“. Viele kämen nur nach Berlin, um über die gesperrte Autobahn zu fahren, vermutet Beier, der das versteht: „Avus fahren ist einfach das größte.“

Das Stück zwischen Hüttenweg und dem Funkturm werde stadteinwärts auf jeden Fall für Autos gesperrt, so Reinhard Sölter vom Verkehrswarndienst: „Wenn da ein paar tausend Radfahrer unterwegs sind, wird die Gegenrichtung auch dichtgemacht, aber nicht, wenn bloß zwei da sind.“ Den Radlern gehört ab 14 Uhr auch die Autobahn 102 zwischen Gradestraße und Oberlandstraße, so Sölter. „Wie lange, ist erst mal offen, vielleicht schiebt ja der letzte.“

Verloren gehen werde niemand, verspricht Achim Beier von „messenger“. An allen Startpunkten stehen nach seinen Angaben Routenleiter bereit: „Das sind hervorragende Fahrradkuriere, die ihre Strecken genauestens kennen.“ Schließlich müßten die erwarteten Radfahrer-Massen „irgendwie koordiniert werden“. Damit nichts schieflaufen könne, seien die Kuriere wie im Berufsalltag mit Funkgeräten ausgerüstet.

Sorgen macht sich der Mitveranstalter jedoch wegen der BVG: „Die begreifen gar nicht, was los ist. Die Vorbereitungen sind lächerlich.“ Bei einem Gespräch hätten sich die BVG-Vertreter „desinteressiert und arrogant“ gezeigt. „Das kann nicht uns betreffen“, wiegelt BVG-Sprecherin Carmen Kirstein ab: Für die U-Bahnen gebe es wegen des erwarteten Massenansturms zehn zusätzliche Dienste, Sonderwagen stünden bereit. Wie viele 4-Mark-Sondertickets verkauft seien, die das ganze Wochenende gelten, könne noch nicht festgestellt werden.

Mit erheblich mehr Fahrgästen wird auch bei der S-Bahn GmbH gerechnet: „Wir glauben schon, daß wir den Ansturm bewältigen“, so Sprecherin Susanne Krispin. Gerade für die Zeit nach der Abschlußveranstaltung am Pariser Platz sei die Gesellschaft gerüstet. Krispin: „Wir freuen uns, wenn die Leute auf Räder und den ÖPNV umsteigen.“ Christian Arns

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