AKW Daya steht

■ Pannen französischer Bauart in China: Steuerstäbe im Reaktorkern sind lahm

Berlin/Hongkong (taz/AP) – Im Februar des vergangenen Jahres lieferte das Atomkraftwerk vor den Toren der Kronkolonie Hongkong zum erstenmal Strom. Kurz danach ließ sich auch Frankreichs Regierungschef die Anlage in der Bucht von Daya zeigen. Das mit 900 Megawatt Leitung bislang größte Atomkraftwerk der Volksrepublik hatten Techniker der französischen Reaktorfirma Framatome gebaut. Hier ließ sich besonders gut beweisen, wie nützlich die französisch-chinesische Zusammenarbeit für beide Seiten sei.

Gefährlich allerdings auch. Die einen tragen das Risiko, die anderen die Kosten. Technische Probleme hatten schon die Inbetriebnahme monatelang verzögert. Im letzten August war dann plötzlich das Kühlsystem leck. Soweit bekannt, gelang es, den Reaktor ohne Schaden für die Umwelt abzuschalten. Selbstverständlich ist das nicht: Seit heute steht das Werk wieder still, voraussichtlich für etwa sechs Wochen. Sieben der insgesamt 53 Kontrollstäbe, die den Reaktor steuern und im Notfall die atomare Kettenreaktion unterbrechen, sind beschädigt. Sie lassen sich nur langsam bewegen, und müssen deshalb „ausgetauscht“ werden, so teilt in Hongkong die „Nuclear Investment Company“ mit, die zu 25 Prozent am Atomkraftwerk Daya Bay beteiligt ist.

Das Joint-venture mit Hongkong, das vor zehn Jahren geschlossen wurde, sollte der Volksrepublik Zugang zur westlichen Atomtechnik verschaffen. Französische Techniker wollen auch das Atomkraftwerk in Qunisahan, südlich von Shanghai, mit zwei 600-Megawatt-Reaktoren nachzurüsten. Die von chinesischen Ingenieuren einst selbst entwickelten Atomreaktoren haben sich als wenig leistungsfähig und extrem störanfällig erwiesen.

Ein Teil des in der Daya-Bucht erzeugten Atomstroms fließt in das nur 50 Kilometer entfernte Hongkong, das Atomkraftwerk soll aber vor allem den Energiehunger der Küstenregion von Guangdong stillen. In der Provinz leben etwa 65 Millionen Menschen, die Wirtschaft glänzt mit zweistelligen Zuwachsraten. nh