Kroatien: UN-Mandat weiter unklar

■ Zagreb fordert Abzug aus Westslawonien / USA kritisieren Regierung in Sarajevo / Kämpfe um Bergmassiv Vlasic

London/Sarajevo (AFP) – Die Zukunft der UN-Soldaten in Kroatien ist auch nach der Verabschiedung des neuen UN-Mandats durch den Sicherheitsrat am Samstag unklar. Ein Regierungsmitarbeiter in Zagreb teilte mit, Kroatien wolle den Abzug der 1.500 in Westslawonien stationierten UN- Blauhelme fordern. Das durch eine Demarkationslinie in einen kroatisch und einen serbisch kontrollierten Teil gespaltene Westslawonien ist seit 1992 einer der vier von der UNO geschützten Sektoren in Kroatien.

Experten der internationalen Bosnien-Kontaktgruppe kamen unterdessen in London zusammen, um über die seit Tagen massiv verletzte Waffenruhe in Bosnien zu reden. Wie aus diplomatischen Kreisen mitgeteilt wurde, wollen sich die Experten der Kontaktgruppen-Staaten USA, Rußland, Großbritannien, Frankreich und Deutschland noch im April nach Bosnien begeben, um die Konfliktparteien zur Einhaltung des Waffenstillstands und zu dessen Verlängerung über Ende April hinaus zu bewegen. Die Erfolgschancen werden jedoch skeptisch bewertet. So sagte der Vertreter der USA, er rechne insbesondere mit dem Widerstand der bosnischen Regierung. Die Diplomaten wollten auch über Möglichkeiten sprechen, ihren Vorschlag eines Gipfeltreffens der Präsidenten Serbiens, Bosniens und Kroatiens zu realisieren.

Der Rundfunk der bosnischen Serben berichtete gestern über Infanterievorstöße der bosnischen Regierungstruppen östlich von Tuzla. In Brčko seien am Montag abend zwei Zivilisten verletzt worden, als kroatische Verbände 16 Granaten in die Stadt gefeuert hätten. Dies war der erste Hinweis dafür, daß sich die bosnischen Kroaten auf Seiten der Regierungstruppen an der Offensive in Nordostbosnien beteiligen könnten. Nach UN-Angaben eroberten die bosnisches Soldaten einen Funkturm auf dem strategisch wichtigen Berg Vlasic in Zentralbosnien. Gelänge der Armee die Einnahme des fast 2.000 Meter hohen Berges, erhielte sie die Kontrolle über Zufahrtstraßen zu drei wichtigen, von Serben kontrollierten Städten, unter ihnen Jajce. Die bosnischen Serben belegten gestern die einzige von den Regierungstruppen kontrollierte Zufahrtsstraße nach Sarajevo mit Sperrfeuer.