■ Mit der kalten Rotte auf du und du
: Müll zu Erde

Freiburg (taz) – Ab 2005 soll kein Müll mehr in unbehandeltem Zustand auf Deponien landen. So will es die TA (Technische Anleitung) Siedlungsabfall. Behandlung, das heißt in erster Linie Verbrennung, die nur Schlacke und Asche für die Deponierung übrigläßt. Vor allem Niedersachsen hat sich jedoch vorgenommen, zu beweisen, daß Müll auch ohne Verbrennung, also durch sogenannte kalte Verfahren, so sicher abgelagert werden kann, wie es die TA Siedlungsabfall vorschreibt.

Das Umweltministerium in Hannover fördert deshalb den Bau von drei verschiedenartigen Demonstrationsanlagen zur biologisch-mechanischen Abfallbehandlung (BMA). Ansonsten werden in Deutschland gerade acht, meist simple Rotte- Anlagen betrieben, wie die 1975 eingerichtete Rotte-Deponie Oldenburg. Ein weiteres Dutzend Anlagen läuft im Versuchsstadium, 21 Kommunen planen an der Bio-Technik.

Rotte-Anlagen nutzen den Anteil an organischem Material im Wohlstandsmüll. Nachdem Problemstoffe und Eisen aussortiert und die Reste mechanisch zerkleinert sind, wird der organische und anorganische Abfall durchmischt und mit dem nötigen Wasser vermengt. In der biologischen Behandlungsstufe wird er durch Mikroben zersetzt. Der Müll verliert so bis zu 60 Prozent seines Volumens und bindet die Schadstoffe. Dieser Prozeß dauert mehrere Wochen, in der Regel schließt sich eine weitere Nachrotte auf offener Deponie an.

In Freiburg plante man als Fortentwicklung dazu eine Anlage ohne diese Nachrotte auf offener Fläche. Das hätte den Gestank vermindert und Deponiefläche gespart. Die ehrgeizigen Freiburger planten eine riesige BMA für 180.000 Tonnen Müll jährlich. Neun Meter hoch wären die Rottehaufen – im Fachjargon Mieten – geworden. Niedersachsen legt dagegen seine Anlagen nicht einmal auf die halbe Kapazität aus, und die BMA im nordrhein-westfälischen Düren arbeitet mit lediglich 80 Zentimeter hohen Mieten.

Beim Versuchslauf in Freiburg stellten sich prompt Probleme ein. Die Temperatur in dem hohen Abfallberg stieg auf 85 Grad. Der Abfall verlor dadurch an Nässe und verrottete schlechter als erhofft. Da halfen auch keine zusätzlichen Zugaben von Sauerstoff und Wasser. Manfred Sing