Drogeriechef Anton Schlecker wird vernünftig

■ Paragraphenwerk regelt Betriebsratswahlen / Mobbing gestoppt

Ehingen (taz) – Für die 22.000 Beschäftigten der größten deutschen Drogeriemarktkette mit ihren rund 5.000 Filialen geht eine nahezu rechtlose Zeit zu Ende. Die Anwälte von Drogeriezar Anton Schlecker und Franziska Wiethold vom Düsseldorfer Vorstand der Gewerkschaft HBV (Handel, Banken und Versicherungen) paraphierten am 3. April einen Tarifvertrag, der bis ins kleinste Detail die zuvor verhinderten Betriebsratswahlen regelt.

In dem umfassenden Paragraphenwerk wird festgelegt, daß künftig für alle Verkaufsstellen und Filialen der Firma Schlecker regionale Betriebsräte installiert werden. Ausgenommen sind das Lager, die Zentrale in Ehingen sowie Baumärkte und SB-Warenhäuser, wo es zum Teil schon Betriebsräte gibt.

Die Frage der Betriebsräte in Verkaufsstellen und Filialen war der größte Streitpunkt gewesen. Anton Schlecker befürchtete „überdimensionierte Betriebsratseinheiten“, wenn sich die Gewerkschaft durchsetzen würde. Genau dies, so hatte er noch Ende vergangenen Jahres angekündigt, werde er verhindern. Gegen gewählte Wahlvorstände ging der Drogeriechef gerichtlich vor. Die Gewerkschaft HBV bemühte ihrerseits die Justiz.

All diese Verfahren sind jetzt vom Tisch. Eine entsprechende Vereinbarung ist Bestandteil der Verträge. Geregelt ist in dem Paragraphenwerk auch, daß in den Verkaufsstellen mit Betriebsratsvorsitzenden und StellvertreterInnen Telefone installiert werden. Telefone, mit denen alle Verkaufsstellen angerufen werden können. Damit bleiben die Telefone jedoch ein Streitpunkt. Nachdem es lange Zeit überhaupt keine Fernsprechapparate in den Filialen gab, hat Schlecker begonnen, Telefone zu installieren, mit denen allerdings nur bestimmte Nummern wie Polizei oder Bezirksleitung angerufen werden können.

Geregelt ist in den Tarifverträgen auch, daß jede persönliche Maßregelung von Beschäftigten in Zusammenhang mit der Bildung von Betriebsräten zu unterbleiben hat. Wie mehrfach berichtet, wurden TeilnehmerInnen an Gewerkschaftsversammlungen massiv unter Druck gesetzt. Klaus Wittmann